Die Anfänge
Anlässlich eines Symposiums der Stiftung Deutsche Kinemathek im Juni 1986 war ein Katalog mit Archivfilmen herausgegeben worden .Den Symposiums-Teilnehmern – im Wesentlichen Mitarbeitern von kommunalen Kinos aus der damaligen alten Bundesrepublik – wurden eine Reihe unbekannter Filme aus dem Katalog vorgestellt. Katalog und Filmpräsentation begeisterten die Teilnehmer so sehr, dass die Forderung nach „mehr“ aufkam.
Da ich damals in Personalunion Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes der kommunalen Filmarbeit und des Mannheimer kommunalen Kinos Cinema Quadrat war und die Internationale Filmwoche in Mannheim im Oktober regelmäßig von Montag bis Samstag stattfand, kam die Idee, sich doch am Wochenende vorher im Cinema Quadrat zu treffen, um „noch mehr Archiv-Filme zu sehen“. So kam es zu einer ersten Sichtungsveranstaltung unter dem Titel „Vom Stummfilm zum Tonfilm“ mit ausgewählten Filmen aus der Epoche 1928 bis 1932.
Ein Budget gab es nicht. Die Archive stellten die Filme freundlicherweise kostenlos zur Verfügung in der Hoffnung, dass damit die Filmausleihe angekurbelt werde. Der noch sehr bescheidene Organisationsaufwand wurde von Cinema Quadrat übernommen. Statt Öffentlichkeitsarbeit gab es einen Rundbrief und etwas Mundpropaganda. Trotzdem war die Veranstaltung ausgezeichnet besucht und die Teilnehmer verlangten eine Fortsetzung.
In den folgenden Jahren gab es weiterhin keinen festen Etat. Mit den Verleihen und Archiven wurde um günstige bis kostenlose Filmüberlassung gerungen, die Referenten erhielten ein Taschengeld. Vereinzelt wurde für das spezifische Thema ein Sponsor oder ein mit einem Zuschuss auftretender Kooperationspartner gefunden. In den ersten Jahren waren dies die Bundeszentrale für politische Bildung in Bonn (1987 – 1992), das Metropolis-Archiv, Hamburg (1989, 1990), das Archiv des Filmmuseums, Düsseldorf (1991) oder das Japanische Kulturinstitut, Köln (1995). Über 10 weitere Jahre wurden die Symposien in Mannheim schrittweise ausgebaut.
Dokumentationen
Seit dem 7. Symposium (1992) wurden jährlich gebundene Programmhefte und Reader, sog. Dokumentationen erstellt. An deren Aussehen kann man sehr schön die Entwicklung der Digitalisierung im Printbereich beobachten: Zunächst waren es nur gebundene Fotokopien-Sammlungen, später diente ein Layout-Programm zur Vorbereitung einzelner Seiten und in den letzten Jahren werden die Dokumentationen komplett digital gestaltet und inzwischen sogar farbig gedruckt.
Eine finanzielle Absicherung
Nach den Erfolgen der ersten 11 Jahre und daraus gewachsenen Ansprüchen konnte die Veranstaltung nicht mehr ohne eigenen Etat und Fördermittel auskommen. Die Organisationsarbeit hatte sich verzehnfacht, die Ansprüche der Teilnehmer stiegen, eine regelrechte Öffentlichkeitsarbeit erschien notwendig. Mit einer eigens hierfür zusammengestellten Dokumentation über die Arbeit der vergangenen Jahren machte ich mich Ende 1996 auf die Suche nach Geldgebern für eine institutionelle Einrichtung der Symposien und fand sie in der MFG-Filmförderung, Baden -Württemberg. Seither ist uns die MFG als Förderer geblieben, andere, wie die Stadt Mannheim, die FFA und der/die BKM kamen teilweise dauerhaft oder auch nur zeitweise hinzu. Außerdem konnten zeitweise Firmen wie die BASF, KODAK und die Eichbaum-Brauerei als Sponsoren gewonnen werden. Dialog zwischen Produktion und Rezeption Von Anfang an ist der BV kommunale Filmarbeit Mitveranstalter und Partner von Cinema Quadrat. Mit dem BV Kinematografie (seit 1998), dem BV Filmschnitt-Editor (seit 1999) und immer wieder einzeln hinzukommenden Verbänden und Gruppierungen (1991 Deutsche Gesellschaft für Fotografie, 2005 die AG-DOK) wurden weitere Kooperationspartner gefunden, die teilweise durch die Vermittlung von Referenten, teilweise durch die Mobilisierung von Teilnehmern die Symposien nachhaltig mitprägten. Gerade die Vertreter aus dem produktiven Bereich (Kamera/Schnitt) bieten einen Kontrast zu ähnlichen Veranstaltungen aus dem Bereich der Medien-Wissenschaft und Dokumentarischen (2012), Dramaturgie (2013) und Schauspieler (2014), Zuschauer (2015), Ton im Film (2016), 3 D (2017) und Drehbuch (2018). Nachdem wir nahezu alle Aspekte des Filmemachens beleuchtet hatten, wenden wir und 2019 einem gesellschaftpolitischen Thema, nämlich dem der „Diversität“ zu.
Highlights
1988 zum „Kino der 50er Jahre“ organisierte Cinema Quadrat eine kleine Möbelausstellung mit Nierentisch und Jukebox, einen Autokorso und Friseure, die den Teilnehmern Frisuren der 50er Jahre machten: Am Abend fand dann noch eine Rock’n Roll Party statt.
Das 9. Symposium (1994) fand einen Rahmen in einer großen Kulturveranstaltung im Rhein Neckar Dreieck zur „Kunst und Kultur der 20er Jahre“ und erhielt aus diesem Topf einen Zuschuss. Da über die Regiegrößen schon viel publiziert worden war, wurden die „Kameraleute der 20er Jahre“ in den Focus genommen, und Ihnen zugleich eine Ausstellung und eine Publikation „Gleißende Schatten“ gewidmet.
Das 10. Symposium (1995) fand in Kooperation mit dem japanischen Kulturinstitut, Köln und der Japan-Foundation statt und brachte den japanischen Regisseur Nagisa Oshima (1932 – 2013) nach Mannheim. Eine Vielzahl von japanischen Filmen der sog. japanischen „Nouvelle Vague“ (1959 – 1969) wurde damals eigens für das Symposium und für eine anschließende Tournee aus Japan nach Deutschland eingeflogen.
Das 12. Symposium (1997) widmete sich dem Thema „Edward Hopper und das Kino“. Hierzu gelang es mit Hilfe des DAI, die Biographin des berühmten amerikanischen Malers (1882 – 1967),Gail Levin, aus New York kommen zu lassen. Sie fand das Thema spannend und bestätigte, dass es trotz einer Vielzahl von Bezügen in aktuellen Filmen von Wim Wenders, Terence Davies, John Byrum, Herbert Ross auf das Werk des Malers vorher weltweit noch keine Veranstaltung dieser Art gegeben habe.
Das 17. Symposium (2002) widmete sich dem Werk von Orson Welles. Hierzu kamen durch die Unterstützung von Stefan Drössler vom Filmmuseum, München nicht nur Oja Kodar, die letzte Lebensgefährtin des berühmten Regisseurs, sondern auch zwei Kameramänner, die mit Welles zusammengearbeitet hatten, nämlich: Gary Graver (1938-2006 – F for Fake, The Trial, Othello) und Willy Kurant (*1934 – Une histoire Immortelle, The Deep) nach Mannheim zu bringen.
2007, anlässlich des Themas „Erinnern-Vergessen-Verarbeiten – Zum Umgang mit der Vergangenheit im Film“, referierte der aus Mannheim stammende, erfolgreiche TV- und Film-Produzent Nico Hofmann.
Anlässlich des Symposiums zu „Eros und Tod“ (2008) organisierte CQ eine Multivisionsshow zum Stummfilm Nosferatu, der mit Live-Musik im Foyer auf drei Leinwänden aufgeführt wurde, und zu dem es auf weiteren zwei Leinwänden Ausschnitte aus anderen Vampirfilmen zu sehen gab. Und 2011 zum Thema „Regiehandschriften“, war Dominik Graf, einer der bekanntesten deutschen Regisseure, Gast des Symposiums.
2016 anläßlich des Symposiums „Sound of Cinema“ gab es eine Live-Performance von „incite“ einem audio-visual-eletronic-duo.
Es geht weiter!
Die Kontinuität und der Erfolg von 35 Jahren Arbeit fordert heraus, weiter zu- machen. Seit Jahren gibt es einen Symposiumsausschuss, der die umfangreiche Organisationsarbeit – ehrenamtlich – auf verschiedene Schultern verteilt. Die finanzielle Unterstützung, inzwischen paritätisch zwischen Stadt und Land verteilt, erscheint auch weiterhin gesichert. So können und wollen wir die Arbeit fortsetzen mit immer wieder spannenden Themen für Teilnehmer – Fachleute wie interessierte Laien -, die diese Arbeit schätzen. Die Reflektion über Film, der Dialog zwischen Produktion und Rezeption wird in Mannheim so auch weiterhin ein Forum haben.
Anhang: Liste der Themen
+49 621 – 21242
buero@cinema-quadrat.de
Cinema Quadrat e.V.
K1, 2
68159 Mannheim
Unser Kino nutzt Ökostrom der EWS Schönau!
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