Zwei Frauen im Café, sie sitzen vor dem Fenster, der Blick fällt auf Bäume, einen kleinen Park. MEIN LANGSAMES LEBEN beginnt so unspektakulär, wie es sein Titel verspricht, doch gibt es eine Tiefenschärfe, eine Aufmerksamkeit für Details, die überrascht. Die beiden Frauen sind der dramaturgische Dreh- und Angelpunkt des Films. Sophie wird für ein halbes Jahr nach Rom gehen, mit ihrer Abwesenheit setzt sie den zeitlichen Rahmen. Valerie hingegen bleibt in Berlin, von ihr handelt die Geschichte. Valerie zieht um, findet einen Freund, beobachtet ihre Mitbewohnerin Marie. Auf einen Anruf des Bruders fährt sie zu ihrem Vater, der einen Schlaganfall gehabt hat. Valerie kehrt zurück nach Berlin, dort wartet am Ende Sophie auf ihre Freundin. Weil sie sich verspätet, beginnt Sophie ein Gespräch mit einem Fremden. Der Kreis schließt sich nicht, besser gesagt: er schließt sich anders, als man erwartet, denn das Leben hat seinen eigenen Takt. Dem Leben in seinem Fluss zuschauen, ist Angela Schanelecs subtile Art des Erzählens. Ihre Filme sind Erkundungsreisen ins möglichst minimalistische Spielen vor der Kamera und spiegeln die Wirklichkeit auf eine distanzierte Art, wie man sie sonst nur vom französischen Kino kennt. „Zur Zeit gibt es in Deutschland keine Regisseurin, die dem Geschehen näher wäre als Angela Schanelec.“ (Katja Nicodemus, taz Berlin)