Die Liebe zum Kino brachte Jean-Luc Godard und François Truffaut zusammen. Gemeinsam schrieben sie für das Filmmagazin “Cahiers du Cinéma“ und machten nacheinander den Schritt zum Filmemacher. Truffaut triumphierte mit SIE KÜSSTEN UND SIE SCHLUGEN IHN beim Filmfestival in Cannes und ermöglichte danach seinem Freund Godard den Film AUSSER ATEM. Damit begründeten beide die Nouvelle Vague, die sie lange Zeit prägten. Doch 1968 kommt es zum Bruch zwischen den einstigen Freunden. Begleitend zur Dokumentation zeigen wir jeweils einen Spielfilm der beiden Regisseure aus ihrer späteren Schaffensperiode.

Ian Curtis, der charismatische Sänger der Post-Punk-Band Joy Division mit der markanten Stimme, nahm sich mit gerade mal 23 Jahren das Leben. Einer seiner Weggefährten, der Fotograph und Filmemacher Anton Corbijn, beleuchtet in seinem Spielfi lmdebüt CONTROL die Hintergründe und möglichen Motive. Um der zeitgenössischen Atmosphäre Willen wurde der Film komplett in schwarzweiß gedreht. „Grandioses europäisches Kino“, so die Kritiker.

Der Amerikaner Jack ist Auftragskiller und Meister seines Fachs: präzise, ständig auf der Hut, extrem misstrauisch. Als ein Job wider Erwarten schief läuft, beschließt er, dass sein nächster Auftrag der letzte sein soll. Er reist nach Italien, um sich in der Abgeschiedenheit eines Bergdorfes in Ruhe vorzubereiten. Doch die malerische Idylle trügt: Der Dorfpfarrer zeigt ein auffälliges Interesse an dem Fremden und sucht immer wieder das Gespräch mit ihm. Und schließlich ist da noch die verführerische Clara, die ihn mehr und mehr in ihren Bann zieht…

Als der selbsterklärte baskische Freiheitskämpfer Xabi mit einem mexikanischen Kumpel aus dem Jugendknast in Bilbao ausbricht, schließt sich ihnen kurzerhand der jüngere Marokkaner Driss an. In Madrid taucht das Trio unter, freundet sich mit zwei spanischen Mädchen an und heckt einen Terroranschlag aus. Damit weckt man nicht nur die Aufmerksamkeit eines Fahnders, der in Xabi mehr sieht als einen Verdächtigen, sondern kommt auch auf tölpelhafteste Weise einem richtigen und richtig gefährlichen ETA-Kommando in die Quere. Atmosphärisch dichter, entspannt inszenierter und zuweilen recht lustiger Politthriller: Körperverliebt und bildgewaltig, unverblümt und romantisch. Erst in Rückblenden erfahren wir, wie komplex und zugleich hocherotisch die Beziehung der verschiedenen Männer untereinander tatsächlich ist.

Kuba ist nicht eben ein Land, in dem sich Schwule frei bewegen können. Das gesellschaftliche Korsett ist eng, der Machismo scheint unsterblich. Hens verortet sein Drama in die kubanische Kapitale Havanna und zeigt den Alltag eines jungen Strichers mit seinem Geliebten, wie sie um ihre Beziehung und um ihren Lebensunterhalt kämpfen.

Die selbstbewusste und freche Veera lebt in einem indischen Dorf. Sie arbeitet in einem kleinen Theater, aber ihr größter Traum ist ein ganz anderer: Sie will professionelle Cricket-Spielerin werden. Dafür muss sie sich natürlich verkleiden – und aus der süßen Veera wird auf dem ländlichen Cricketfeld der geniale Spieler Veer. Als Rohan aus England nach Indien zurückkehrt, um der Captain einer Cricketmannschaft zu werden, ändert sich Veeras Leben schlagartig. Als Veer findet sie den Weg in Rohans Mannschaft, als Veera den Weg in sein Herz. Ein farbenprächtiges Verwechslungsspiel voller Träume, Liebe und Leidenschaften von den Machern von EIN GÖTTLICHES PAAR – RAB NE BANA DI JODI.

Der Bauer Natha und seine drei Kinder, seine Ehefrau, sein Bruder und seine Mutter sind alle von der Ernte seiner Landwirtschaft abhängig – und als das Land zwangsversteigert werden soll, ist die Verzweiflung groß. Es gibt nur einen Ausweg: ein Regierungsprogramm, das eine hohe Prämie für die Hinterbliebenen vorsieht, wenn ein Landwirt sich das Leben nimmt. Natha willigt ein – aber plötzlich interessieren sich Politiker und Medien für seinen Selbstmord … Der Bollywood-Star Aamir Khan hat den Film über ein real existierendes Phänomen der indischen Gesellschaft produziert.

An einem heißen Sommermorgen wird auf der Insel Kyushu, im Südwesten Japans, ein öffentlicher Bus entführt. Nur der Fahrer Makoto, das Mädchen Kozue und ihr älterer Bruder Naoki überleben das Blutbad. Einige Jahre später, die Kinder sind inzwischen verwaist, der Busfahrer wurde von seiner Frau verlassen, finden sich diese noch immer traumatisierten Menschen zu einer Familie zusammen. Als Makoto mit einer brutalen Mordserie in Verbin-dung gebracht wird, verlassen die drei ihre Stadt. Mit einem alten Bus treten sie eine Reise an, die äußerlich zwar an den Ort des damaligen Verbrechens führt, innerlich jedoch den Weg einer langsamen Heilung beschreibt. In intensiven schwarz-weiß Bildern erzählt Shinji von den Stationen dieser Heilung und schafft so ein „Road-Movie der Seele“ (A. Shinji). EUREKA wurde in Cannes mit dem Preis der Internationalen Filmkritik ausgezeichnet. „…formal bestechend, emotional packend… Die keine Sekunde langweiligen dreieinhalb Sternstunden des Kinos zählten in Cannes jedenfalls zu den Entdeckungen des Festivals.“ (Blickpunkt Film)

TROPICAL MALADY ist Kino, das so noch nie existiert hat, unendlich fremd und von dunkelster Schönheit. Soldat Keng und sein Freund Tong verbringen eine unbeschwerte Zeit – mal bei Tongs Familie auf dem Dorf, mal in den Karaoke-Bars der Stadt. Eines Tages verschwindet Tong und sein Dorf lebt in Angst – eine wilde Bestie fällt über ihre Kühe her. Und sie glauben – einer thailändischen Sage nach – daß sich Menschen in wilde Tiere verwandeln können. Keng, der nach Tong sucht, macht Grenzerfahrungen im Zwischenreich von Mensch, Tier und Natur, in der sich Raum und Zeit aufheben im flirrenden Halbdunkel und atemloser Stille. Preise: Spezial-Preis der Jury, Cannes 2004; New York Filmfestival 2004; Internationales Filmfestival Rotterdam 2005;

Die Überraschung war groß, als die Jury des Filmfestivals in Cannes dem neuen Werk des Regisseurs Apichatpong Weerasethakul im Mai die Goldene Palme verlieh. So ungewöhnlich und surreal ist die Geschichte erzählt. Sie handelt von einem todkranken Mann, der sich in den letzten Tagen, bevor es mit ihm zu Ende geht, an seine früheren Leben erinnern kann, Kontakt zu seiner toten Frau hat und dessen verschollener Sohn in Gestalt eines Affen auftaucht. Es ist ein Fest der Farben, der Natur und des Lichts. Oder, wie Jury-Präsident Tim Burton sagte: „Auf mich macht der ganze Film den Eindruck eines wunderschönen Traums.“ (also leider ab 18)