Filmarchiv

Lust zu stöbern? Hier finden Sie Filme, die seit Januar 2001 im Cinema Quadrat gezeigt wurden.

Remember

CAN/DEU

2015

Atom Egoyan

Christopher Plummer, Martin Landau, Dean Norris, Bruno Ganz

Der Film erzählt die Geschichte des 90-jährigen Zev, der von seinem Freund Max eine schreckliche Wahrheit erfährt. Ein Nazi-Aufseher, der vor mehr als 70 Jahren ihre Familien ermordet hat, soll unter falscher Identität in Amerika leben. Zev will den schuldigen Mann finden und mit seiner eigenen Hand endlich Gerechtigkeit walten lassen. Er macht sich auf eine lange Reise durch den ganzen Kontinent und in die eigene Vergangenheit. Durch seine Demenz-Erkrankung beginnen seine Erinnerungen allerdings immer weiter zu verblassen und auch mit dem Behalten neuer Informationen ist es schwer. Deshalb macht Max ihm einen akribischen Plan, den er ihm als Gedächtnisstütze mit auf den Weg gibt…
REMEMBER ist der vielbeachtete neue Film des kanadisch-armenischen Regisseurs Atom Egoyan (Oscar-Nominierung und Grand Prix in Cannes für „Das süße Jenseits“, „Exotica“) mit den Oscar-Gewinnern Christopher Plummer und Martin Landau.

DEU

2002

Reiner Holzemer

Dokumentarfilm

Das Werk des Fotografen August Sander (1876 – 1964) hat die Fotografie- und Kunstgeschichte maßgeblich beeinflusst. Mit seinen Bildern hat er die Weimarer Republik wie kein anderer porträtiert. Reiner Holzemer stellt in seinem Film neben dem fotografischen Werk auch die Biografie Sanders in den Vordergrund.

Selma

USa

2014

Ava DuVernay

David Oyelowo, Tom Wilkinson, Carmen Ejogo, André Holland, Tim Roth, Giovanni Ribisi

1964: Friedensnobelpreis für Martin Luther King. Doch an den Verhältnissen in den USA ändert sich nichts. Insbesondere Alabama mit dem Gouverneur George Wallace sabotiert alle Bemühungen von King und seinen Anhängern, die für Gleichberechtigung und Bürgerrechte einstehen. Noch immer werden dort Schwarze faktisch von den Wahlen ausgeschlossen. In der Stadt Selma, wo ein rassistischer Sheriff besonders feindselig agiert, konzentrieren sich die von Martin Luther King organisierten Proteste – dann wird dort am 17. Februar 1965 ein junger Schwarzer von der Polizei erschossen. Und die Protestmärsche, die in Richtung der Hauptstadt Montgomery ziehen, von der Polizei gnadenlos niedergeknüppelt.
Ava DuVernay – die für diesen Film als erste schwarze Regisseurin für einen Golden Globe nominiert wurde – richtet den Blick auf die entscheidende Phase im Kampf der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung: der Kampf um das Recht auf freie und gleiche Wahlen. In Martin Luther King – überzeugend dargestellt von David Oyelowo – scheinen die beiden Seiten dieses Kampfes auf, auf der Straße angesichts der brutalen Macht der Rassisten und in zermürbenden Hinterzimmer-Gesprächen angesichts der Notwendigkeiten der Realpolitik.

August

IL

2001

Avi Mograbi

Avi Mograbi, Adi Ezroni, Meital Dohan

Den Monat August halt Avi Mograbi für die schlimmste Zeit im Jahr: eine Metapher für alles Verabscheuungswürdige in Israel. Seine Frau schätzt dagegen August als eine Zeit des Optimismus. Mograbi beginnt mit Straßenaufnahmen für seinen Film und verliert dabei die Kontrolle über das was seine Kamera aufnimmt. dennoch gelingt es ihm, seine Geschichte zu erzählen, wenn auch auf ganz andere Art und ohne dass er sich dessen bewusst wird. Gleichzeitig wird seine Frau von seinem Produzenten festgehalten, für den er einen Film über das Massaker in der Höhle von Machpela bei Hebron drehen sollte. Alle drei Charaktere – der Regisseur, die Frau und der Produzent werden übrigens von einer einzigen Person gespielt: dem Filmemacher und Provokateur Avi Mograbi, der in dieser bizarren Mischung aus Spiel- und Dokumentarfilm wie aus Versehen die aktuelle Stimmung im Land einfängt.

Ein Sommer In Haifa

ISR

2010

Avi Nesher

Tuval Shafir, Adir Miller

Sommer 1968 in Haifa/Israel. Der junge Arik will in seinen Ferien Geld verdienen und nimmt einen Job bei Ehevermittler Braid an. Der Holocaust-Überlebende leitet ein Kino, das ausschließlich Liebesfilme zeigt und auf eine ganz bestimmte Zielgruppe zugeschnitten ist: Potentielle Ehepartner. Ariks Aufgabe ist es nun, jene potentiellen Ehepartner in Braids Kundschaft auf etwaige dunkle Geheimnisse auszuspähen. So lernt Arik viel über die Liebe und deren Widersprüchlichkeiten. Selber in die schöne Tamara verliebt kann Arik aus seinen Erfahrungen durchaus schöpfen..

Warum Siegfried Teitelbaum sterben musste

DEU

2016

Axel B. Steinmüller

Maik van Epple, Britta Kleineheer, Michelle Monballjin, Michael Mendl, Josef Hannesschläger

Wer war Siegfried Teitelbaum? Ein Supergangster? Weshalb musste er sterben? Hat er überhaupt je existiert? Auftragskiller Stefán, der nur knapp einen Kopfschuss überlebte, war in den Fall involviert. Er berichtet dem Verhörspezialisten Dante von seinem Auftrag, Teitelbaum zu eliminieren. Ein Auftrag, der schwer daneben ging und Stefáns ahnungslose Frau in ihr ganz eigenes Abenteuer stürzen ließ. Freilich: Erzählt Stefán überhaupt die Wahrheit? Oder ist alles, was passierte, passiert und passieren wird, Teil eines ausgeklügelten Plans?
Axel B. Steinmüller, geboren in Heidelberg und in der Kurpfalz aufgewachsen, drehte diese schwarzhumorige Gangstergroteske mit viel Enthusiasmus und kleinem Budget – und konnte beispielsweise beim Oxford International Film Festival den Preis für den besten Film gewinnen.
Im Anschluss Filmdiskussion mit dem Regisseur

Alki Alki

DEU

2015

Axel Ranisch

Heiko Pinkowski, Peter Trabner

„Tobias und Flasche haben sich gern / Und wo Tobias ist, ist Flasche nie fern.“ Ein Troubadour stimmt uns balladenhaft ein auf eine skurrile Geschichte: Die von Tobias’ Kampf mit dem Alkohol. Axel Ranischs AlkoholikerDramödie ist einzigartig in ihrem spielerischen Übermut und gibt dem AlkiDämon eine menschliche Gestalt namens Flasche: pummelig wie Tobias, reale Person und allegorische Gestalt, beides zugleich, eine verrückte Idee, aber sie funktioniert prächtig. Flasche ist Tobias’ bester Kumpel. Tags geht Tobias ins Architekturbüro, abends zu Frau und Kind, und nachts geht es richtig zur Sache mit PartySaufgelagen – bis er berufl ich und familiär alles ruiniert hat und in der Entzugsklinik landet. Axel Ranisch, der 2011 mit „Ich fühl’ mich Disco“ überraschte, bleibt in „Alki Alki“ seinem exzentrischen Stil treu. Die Band „Die Tentakel von Delphi“ liefert den fulminanten Soundtrack.
FBW: Prädikat besonders wertvoll.

Dicke Mädchen

DEU

2012

Axel Ranisch

Ruth Bickelhaupt, Heiko Pinkowski

In einer Ostberliner Plattenbauwohnung lebt Sven mit seiner Mutter Edeltraut und kümmert sich fürsorglich um die alte Dame. Während er zur Arbeit bei einer Bank geht, wird sie vom Pfleger Daniel betreut. Dieser unterschätzt seine Schutzbefohlene allerdings und wird fahrlässig: Als Schabernack sperrt sie den Verdutzten auf dem Balkon aus und macht sich auf eigene Faust auf den Weg in die Stadt. Dem armen Pfleger bleibt nichts übrig, als auf Sven zu warten, um gemeinsam nach der Entfleuchten zu suchen. Und nicht nur das: Sven hat sich schon längst in Daniel verliebt, und der ist zwar verheiratet, doch besteht Hoffnung… Schön gemachter Film mit ehrlichen Darstellern, der auf zahlreichen Festivals lief und etliche Auszeichnungen, darunter den Max-Ophüls-Preis, erhielt.

Ich fühl mich Disco

DEU

2013

Axel Ranisch

Frithjof Gawenda, Heiko Pinkowski

Schwimmtrainer Hanno schenkt seinem Sohn Flori eine Simson zum Geburtstag, doch anstatt die Welt damit zu erkunden, fährt dieser das Moped prompt gegen die Wand. Zum Glück gibt´s Mama, die mit Staubsauger und Paillettenkleid zwischen den beiden vermittelt und das Familienidyll im Schein der Discokugel zum Strahlen bringt. Aber was, wenn Mama förmlich aus dem Alltag fällt und die Welten der Jungs ungebremst aufeinanderprallen? Während Flori das Krankenzimmer zur Karaokebühne macht und sich zu Klavierklängen in Hannos Schützling Radu verknallt, ertränkt der emotional eher ungelenke Papa seine Trauer an der Bar und findet ausgerechnet bei Schlagersänger Christian Steiffen handfesten Trost. Wenn dann auch noch Rosa von Praunheim als Ratgeber für Eltern homosexueller Kinder auf den Plan tritt, sind die Lacher perfekt.
Ein urkomisches, trashiges Loblied auf Väter und Söhne, zum Schmunzeln und Schunkeln, Fremdschämen, Mitsingen, Träumen und melancholisch werden.

Orphea in Love

DEU

2022

Axel Ranisch.

Mirjam Mesak, Guido Badalamenti, Ursula Werner, Heiko Pinkowski, Ursina Lardi, Christina Große.

Nele, ursprünglich aus Estland, jobbt in einem Callcenter. Und an der Garderobe der Staatsoper: Die Liebe zur Oper und zur klassischen Musik ist ihre einzige Fluchtmöglichkeit aus dem tristen Alltag. Sie verliebt sich Hals über Kopf in den Streetdancer und Kleinkriminellen Kolya; und gerät an den Talentmanager Höllbach, der ihr die Chance ihres Lebens bietet…
Axel Ranisch inszeniert nicht nur Filme – u.a. DICKE MÄDCHEN; ICH FÜHL MICH DISCO; ALKI ALKI –, sondern auch Opern. Hier verbindet er beide Sphären: Angelehnt an den Orpheus und Eurydike-Mythos erschafft er ein rauschhaftes Fest für die Sinne, in dem filmische und opernhafte Elemente zusammenspielen, in dem sich Bilder, Musik und Arien vereinen, in dem Komik, große Gefühle und Poesie ineinander übergehen. Koproduziert mit der Bayrischen Staatsoper.

Football Under Cover

DEU

2008

Ayat Najafi

Denkt man an den Iran, denkt man sicherlich an alles Mögliche, nur nicht an Frauenfußball. Doch genau der ist Ausgangspunkt dieser schönen Dokumentation, die viele Ebenen berührt. Im Versuch einer Berliner Frauenfußballmannschaft, ein Spiel gegen die Nationalmannschaft des Iran zu organisieren, zeigen sich kulturelle Unterschiede und Ähnlichkeiten. Menschen aus zwei Welten prallen aufeinander, die auf den ersten Blick ganz anders sind, in ihren Zielen und Träumen sich jedoch kaum unterscheiden. „FOOTBALL UNDER COVER ist emotionales politisches Kino. Schon in der Machart ist es, ohne je plakativ zu sein, auch ein Ausdruck des Widerstands gegen Diktaturen, weil Filmverbote im Iran einfach ignoriert und Filmbänder mit Tricks außer Landes geschafft wurden.“ (Rüdiger Suchsland) Diskussionspartnerin: Gerda Brand, Stadt Mannheim, Leiterin Fachbereich Sport und Freizeit

No Land’s Song

DEU/FRA

2014

Ayat Najafi

Die besten Kino-Erlebnisse sind oft diejenigen, wenn ein Film einen völlig unerwartet packt. NO LAND’S SONG ist so ein Film, noch dazu einer, dessen Thema auf den ersten Blick so gar nicht nach großem Kino klingt: Eine Komponistin in Teheran will ein Konzert mit Frauen als Solo-Sängerinnen auf die Bühne bringen. Seit der Islamischen Revolution, mit der Ajatollah Chomeini ein repressives Regime etablierte, sind Frauen im Iran nicht nur den Ehemännern zu absolutem Gehorsam verpflichtet, sie dürfen auch öffentlich nicht als Solistinnen singen…
„Über zwei Jahre hat Regisseur Najafi seine Protagonistin (die seine Schwester ist) bei ihrem Vorhaben begleitet – und einen Film gemacht, der von Anfang bis Ende mitreißt und berührt, der einem die Tränen in die Augen treibt und gleichzeitig glücklich macht, und der darüber hinaus vom alltäglichen Wahnsinn des politischen Lebens in Iran erzählt.“ (Kirsten Kieninger, Kinozeit

Dügün - Hochzeit auf türkisch

DEU

2015

Ayse Kalmaz, Marcel Kolvenbach

In Duisburg-Marxloh ist eine funktionierende Gesellschaft entstanden aus türkischen Geschäftsleuten, die alles anbieten, was zu einer Hochzeit dazugehört: Kleider, schöne Frisuren, eine große Feier in einem festlichen Saal. Sich mit den Bräuchen und Ritualen einer türkischen Hochzeit zu beschäftigen, ermöglicht Einblicke in die Gefühlswelten junger Paare und ihrer Familien und die Abbildung einer Normalität, die sonst nie in den Fokus der Öffentlichkeit gerät. In der Kombination aus türkischsprachiger Regisseurin und kameraerfahrenem Regisseur entstand mit DÜGÜN einer der wenigen deutschen Dokumentarfilme, die das alltägliche Leben der türkischen community abbilden: Die Hochzeit ist das Fest der Gemeinschaft, die das kulturelle (Über)Leben fern der alten Heimat sichert.

Im toten Winkel

DEU

2023

Ayse Polat

Aybi Era, Katja Bürkle, Ahmet Varli, Aziz Capkurt, Max Hemmersdorfe

Im Kurdengebiet im Nordosten der Türkei dreht ein deutsches Filmteam eine Dokumentation über das Verschwinden eines jungen Mannes vor 25 Jahren, während ein türkischer Geheimdienstagent die Dolmetscherin der Dokumentarcrew überwacht und sich mit den scheinbar mystischen Erscheinungen auseinandersetzen muss, die seine Tochter verfolgen. In ihrem spannungsstarken, doppelbödigen Politthriller verknüpft Ayse Polat mehrere Erzählstränge, die sich gegenseitig zu immer größerer Intensität steigern: Die türkischen Verbrechen an Kurden, Widerstand und Gewalt, Überwachung, Misstrauen und die Geister der Vergangenheit sind in perfekter Dramaturgie ineinander verschachtelt – es kann alles passieren in diesem Film, und aus jedem Handlungselement kann das Schlimmste entstehen.

Luks Glück

DEU

2010

Ayse Polat

René Vaziri, Aylin Tezel

Eine türkische Familie in Deutschland knackt den Lottojackpot! Während die Eltern sich sofort ihren Traum von der Rückkehr in die Heimat erfüllen und ein Hotel in Kappadokien kaufen wollen, haben die beiden erwachsenen Söhne völlig andere oder gar keine Pläne. Besonders der jüngere Luk hat zunächst keinen Schimmer, was er mit seinem Anteil anfangen soll. Er beginnt sich wieder mit seiner schönen Exfreundin Gül zu treffen. Doch bald muss Luk einsehen, dass der Lottogewinn nicht automatisch die Zuneigung zurückbringt und sein Glück dort zu finden ist, wo er es nicht erwartet. Diskussionspartnerin: Nuran Tanrıver, KulturQuer QuerKultur Rhein-Neckar e.V.

Spuren – Die Opfer des NSU

DEU

2019

Aysun Bademsoy

Zwischen September 2000 und April 2007 wurden acht Männer mit türkischen Wurzeln, ein griechischstämmiger Mann sowie eine deutsche Polizistin ermordet. Die Ermittlungen werden in Richtung Drogenhandel und organisierte Kriminalität geführt – erst 2011 fliegt die rechtsextreme Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ auf. Aysun Bademsoy folgt den Spuren des Terrors – nicht nur den Hinweisen auf die Täter, sondern besonders den Verletzungen und Narben, die ihre Taten bei den Opfern, deren Angehörigen, in den migrantischen Gemeinschaften und in der gesamten deutschen Gesellschaft verursachen. Der Film beleuchtet das Scheitern von Ermittlern und Justiz und gibt den Angehörigen der Opfer endlich eine Stimme. Welcher Prozess könnte die Wunden heilen, wenn die von vielen als zu milde angesehenen Strafen der Justiz zu Enttäuschung und Desillusionierung geführt haben?

The Exploding Girl

USA

2009

B

Mark Rendall, Zoe Kazan, Hunter Canning

USA 2009. R: B. R. Gray. D: Mark Rendall, Zoe Kazan, Hunter Canning. 79 Min. OmU. Dig. Proj. FSK: o.A. Sommer in New York. Ivy und Al sind während der Semesterferien zu Besuch in ihrer Heimatstadt. Sie treffen sich zum Kartenspielen im Park, besuchen langweilige Partys oder teilen sich geschwisterlich einen Milchshake. Ganz allmählich bemerkt die 20-Jährige, dass sie sich in ihren Kumpel Al verliebt hat… Explosives Potenzial erhält der Film durch zwei Elemente: zum einen Ivys allmähliche Entfremdung von ihrem festen Freund Greg, zum anderen ihre Epilepsie. Die beiden Hauptdarsteller Zoe Kazan und Mark Rendall wissen mit ihrem brillanten Spiel zu überzeugen. Es sind die kleinen, vertrauten Gesten, mit denen es ihnen gelingt, den Beobachter zu verzücken, seien es scheinbar unbeabsichtigte Berührungen, ein bezauberndes Lächeln oder ein humorvoller Streit, in dem sie sich spaßeshalber Schimpfworte an den Kopf werfen, die eher wie Kosenamen wirken.

Fremont

USA

2023

Babak Jalali

Anaita Wali Zada, Hilda Schmelling, Jeremy Allen White Avis See-tho, Siddique Ahmed

Donya hatte in ihrer afghanischen Heimat als Übersetzerin für die US-Regierung gearbeitet. Jetzt lebt sie im kalifornischen Fremont in einem Apartmenthaus mit anderen afghanischen Flüchtlingen. Zwischen nächtlicher Schlaflosigkeit, einsamen Restaurantbesuchen und regelmäßigen Soap Operas arbeitet sie in einer Glückskeksfabrik, wo sie für die kleinen Lebensweisheiten verantwortlich ist. In ihrer vage schwelenden Sehnsucht nach Glück packt sie eines Tages eine ganz persönliche Botschaft in eines der Gebäcke.
Der Irak-stämmige Regisseur Babak Jalali findet für seinen Film einen ganz eigenen Rhythmus aus Pointen, Suspense, dem Verweilen in Stimmung und den Begegnungen mit kuriosen Nebenfiguren. Die Schwarz-Weiß-Bilder sind mit lakonischer Absurdität hinterlegt, die spürbar an Jim Jarmusch angelehnt ist und zugleich einen ganz eigenen Ton hervorbringt: „An gelungenen Momenten reicher Film, der so ganz anders daherkommt als das handelsübliche Flüchtlingsdrama.“ (OutNow)

Radio Dreams

USA

2016

Babak Jalali

Mohsen Namjoo, Lars Ulrich, Boshra Dastournezhad

Hamid ist mit großen Hoffnungen ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten eingewandert und nun bei einer kleinen kalifornischen Radiostation gelandet, die auf Farsi sendet. Dort hat er wenige Möglichkeiten, seine Träume auszuleben – doch einen hat er sich bewahrt: Die kleine afghanische Rockband Kabul Dreams soll ein gemeinsames Konzert mit den Giganten von Metallica geben…

Geheime Wahl

Iran

2001

Babak Payami

Nassim Abdi, Cyrus Abidi, Youssef Habashi

Auf einer abgelegenen Insel im Persischen Golf soll gewählt werden, doch niemand außer der eigens angereisten Wahlleiterin interessiert sich dafür. Mit einem Soldaten, seinem klapprigen Jeep und einer per Fallschirm abgeworfenen Wahlurne macht sie sich daran, die potentiellen Wähler von der Notwendigkeit der Stimmabgabe zu überzeugen. Kein leichtes Unterfangen bei einer Inselbevölkerung, die grundsätzlich mißtrauisch ist, dazu einiges zu verbergen hat. Und noch nie etwas gehört hat von einer „Geheimen Wahl“. In dokumentarischem Stil zeigt Payami das mühsame Werben seiner jungen Idealistin und setzt dabei gleichzeitig die wüste Landschaft eindrucksvoll in Szene. Dabei betont der Regisseur, dass Ignoranz, Gleichgültigkeit und Frauenfeindlichkeit keine typisch iranischen Probleme sind: „Mein Film ist eine absurde Komödie über demokratische Wahlen in unserer Zeit, die satirische Darstellung eines soziopolitischen Themas. Und dass Frauen als Bürger zweiter Klasse behandelt werden, ist schließlich nicht nur bei uns der Fall.“ GEHEIME WAHL wurde 2001 in Venedig mit dem Preis für die beste Regie ausgezeichnet.

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