Filmarchiv

Lust zu stöbern? Hier finden Sie Filme, die seit Januar 2001 im Cinema Quadrat gezeigt wurden.

Der Schamane und die Schlange

COL/VEN/ARG

2015

Ciro Guerra

Jan Bijvoet, Nilbio Torres

Dieser kolumbianische Abenteuerfilm, basierend auf den Tagebüchern des deutschen Anthropologen Theodor Koch-Grünberg und des amerikanischen Biologen Richard Evans Schultes, schildert die Reise des deutschen Forschers ins Amazonasgebiet Anfang des 20. Jahrhunderts. Als dieser schwer erkrankt, droht er mangels medizinischer Versorgung zu sterben. Doch der indigene Schamane Karamakate macht sich auf die Suche nach der Yakruna-Heilpflanze, die den Deutschen schließlich rettet. Jahrzehnte später ist es ein amerikanischer Biologe und Botaniker, der mit dem inzwischen gealterten Karamakate erneut den Amazonas bereist – auf der Suche nach dieser heilenden Pflanze. Die Reise wird jedoch auch zu einem poetischen Rückblick auf das Unglück, das die Kolonialisierung über die indigenen Völkern der Region gebracht hat…
In Kooperation mit den Reiss-Engelhorn-Museen

Der Schamane und die Schlange – El abrazo de la serpiente

COL/VEN/ARG

2015

Ciro Guerra

Jan Bijvoet, Nilbio Torres

Der Film EL ABRAZO DE LA SERPIENTE dokumentiert die Reise des deutschen Forschers Theodor Koch-Grünberg ins Amazonasgebiet Anfang des 20. Jahrhunderts. Als er schwer erkrankte, drohte er mangels medizinischer Versorgung zu sterben. Doch der indigene Schamane Karamakate machte sich auf die Suche nach der Yakruna-Heilpflanze, die den Deutschen schließlich rettete. Jahrzehnte später ist es ein amerikanischer Biologe und Botaniker, der mit dem inzwischen gealterten Karamakate erneut den Amazonas bereist – auf der Suche nach dieser heilenden Pflanze. Die Reise wird jedoch auch zu einem poetischen Rückblick auf das Unglück, das die Kolonialisierung über die indigenen Völkern der Region gebracht hat…

Pájaros de verano – Birds of Passage

COL/MEX/DNK

2018

Ciro Guerra, Cristina Gallego

Carmiña Martínez, Natalia Reyes, José Acosta, Jhon Narváez

Kolumbien 1968: Der junge Rapayet verkauft etwas Marihuana an Amerikaner des Friedenskorps. Das Geschäft boomt, seine Wayúu-Familie verdient gut dabei, die Bedürfnisse nordamerikanischer Jugendlicher in Fahrt bringen. Bald steigt er zum reichsten Mann der abgelegenen Steppenregion von Guajira auf. Doch der Reichtum ist mit einem hohen Preis verbunden: Ein brutaler Krieg um Macht und Geld bricht aus und setzt nicht nur das Leben des Stammes, sondern auch ihre Kultur und Traditionen aufs Spiel.
Lange bevor der Name Pablo Escobar in aller Munde ist, legte eine Familie des matriarchalisch geprägten Wayúu-Stammes den Grundstein für den Drogenhandel, für den das Land später so berühmt-berüchtigt werden wird. In beeindruckenden und surrealen Bildern erzählen Ciro Guerra und Cristina Gallego eine epische Geschichte, in der die Mythen der Wayúu mit den harten Realitäten des Drogenhandels verwoben werden: „Zugleich ethnologische Chronik und Arthouse-Thriller wie der indigene PATE“, schreibt The Hollywood Reporter über den vielfach preisgekrönten Film.
Ciro Guerra, 1981 in Rio de Oro, Kolumbien, geboren, ist seit 2004 als Filmemacher tätig. Seine Filme wurden auf vielen internationalen Filmfestivals gezeigt, El abrazo de la serpiente (DER SCHAMANE UND DIE SCHLANGE) von 2015 war der erste kolumbianische Film, der für einen Oscar nominiert wurde.
Cristina Gallego, 1978 in Bogotá geboren, absolvierte eine Ausbildung in Marketing und Werbung und studierte an der Filmschule der Universidad Nacional de Colombia. 2001 gründete sie gemeinsam mit Ciro Guerra die Produktionsfirma Ciudad Lunar und war als Produzentin an Guerras Filmen beteiligt. Bei PÁJAROS DE VERANO führte sie erstmals Regie.

35 Rum

FRK/DEU

2008

Claire Denis

Mati Diop, Alex Descas, Nicole Dogué

Im Mittelpunkt des Films von Claire Denis stehen der Witwer Lionel und seine Tochter Joséphine. Lionel hat sie allein aufgezogen. Jahrelang war die Tochter das Zentrum seiner Existenz, nun ist sie erwachsen und er muss sie loslassen. Auch für die junge Frau ist die Trennung von ihrem Vater nicht leicht. Sie fragt sich, ob sie jemals wieder einen Menschen in ihrem Leben treffen wird, der sie so liebt wie ihr Vater. Eine sensible Studie über das Erwachsenwerden, das Älterwerden, die Hoffnung und den Verlust. Oder wie Regisseurin Claire Denis schlicht formuliert: „Es ist ein Film über die Liebe.“ (also leider ab 18)

35 Rum – 35 rhums

FRA/DEU

2008

Claire Denis

Alex Descas, Mati Diop, Nicole Dogué, Grégoire Colin, Ingrid Caven

Auch, wenn Sie nicht am gesamten Filmseminar teilnehmen, können Sie Karten für die Spielfilme kaufen. Es gilt dabei freie Platzwahl – bei Online-Reservierung/-kauf müssen Sie aus technischen Gründen dennoch einen Platz auswählen. (Karten: 10 Euro / erm. 8 Euro / Mitglieder 7 Euro
Witwer Lionel, Lokführer, lebt mit seiner erwachsenen Tochter Joséphine in fürsorglicher Gemeinschaft in einem Pariser Vorort. Lionel weiß, dass er sich spätestens mit dem Ende von Joséphines Studium von ihr lösen muss, sie wiederum will sich ein anderes Leben, das sie vom Vater wegführt, nicht vorstellen. Die beiden bilden das Zentrum des Films, der sich langsam eine Gruppe von Figuren erschließt: Die Nachbarin Gabrielle, die in Lionel verliebt ist, der junge Noé, der in der seit Jahrzehnten unveränderten Wohnung seiner verstorbenen Eltern haust, oder René, Lionels Arbeitskollege, der mit dem Trinkspiel „35 Rum“ in den Ruhestand verabschiedet wird. Gemeinsam bildet dieses Ensemble von Individuen ein soziales Netzwerk, das sich gerade durch Veränderung als stabil erweist.
Claire Denis blickt auf die Nebensächlichkeiten des Alltags, die die Hauptsachen des Lebens ausmachen, sie erzählt vom Loslassen und von einem Milieu von Parisern, deren Vorfahren aus ehemaligen Kolonien stammen. Ihre Kunst des beiläufigen, subtilen Erzählens erschafft eine emotionale Atmosphäre zwischen Wehmut und Lebensbejahung: „Denis’ filmischer Stil verzichtet auf das Epische zugunsten des Poetischen.“ (critic.de)

Beau Travail

Frankreich

1999

Claire Denis

Denis Lavant, Michel Subor, Grégoire Colin

Man muß diesen Film sehen, wie man ein Gedicht liest – ohne jenen starren Blick auf den Fortgang der Handlung, von dem man sich so gern verhexen läßt. Frei nach den späten Gedichten von Herman Melville erzählt Claire Denis eine Dreiecksgeschichte zwischen dem Adjutanten Galoup, seinem Kommandanten und einem jungen Untergebenen. Die Regisseurin hat das Marine-Drama in die Fremdenlegion nach Dschibuti verlegt, in eine steinige Wüste unter unbarmherziger Sonne. Unter Montets Choreographie verwandelt sich das Legionärstreiben in eine Art Stammestanz, in dem Anstrengung und Gewalt in Grazie und Zärtlichkeit verwandelt werden, unterlegt von aufwühlenden Männerchören aus einer Benjamin-Britten-Oper. Allen voran brilliert der Ausnahmeschauspieler Denis Lavant als Galoup. Mit seinem akrobatischen Körper verleiht er dem Film von Anfang an eine tänzerische Qualität. „Das Kino tanzt, es macht aus Worten Fleisch.“ (tip)

Chocolat - Verbotene Sehnsucht

FRA/DEU/CMR

1988

Claire Denis

Isaach de Bankolé, Giulia Boschi, François Cluzet, Mireille Perrier

Auch, wenn Sie nicht am gesamten Filmseminar teilnehmen, können Sie Karten für die Spielfilme kaufen. Es gilt dabei freie Platzwahl – bei Online-Reservierung/-kauf müssen Sie aus technischen Gründen dennoch einen Platz auswählen. (Karten: 10 Euro / erm. 8 Euro / Mitglieder 7 Euro)
Nach Jahren kehrt die Französin France nach Kamerun zurück, wo sie ihre Kindheit verbracht hatte. Dort hatte sie als Tochter eines Kolonialbeamten in den 1950ern unbeschwerte Jahre verlebt, ohne zu bemerken, wie sehr ihre Umfeld von rassistischen Spannungen geprägt war, und sich mit dem schwarzen „Boy“ Protée angefreundet. Diese Zuneigung haben sich die beiden nie eingestanden – doch ihr damaliges Denken und Fühlen, Handeln und Unterlassen hat ihr Leben bis heute geprägt.
Claire Denis war selbst in den afrikanischen Kolonien Kamerun, Burkina Faso und Dschibuti aufgewachsen und schöpfte für ihren Debütfilm aus biografischen Erfahrungen – ohne dass die Filmhandlung ihr eigenes Leben erzählen würde: Der Film speist sich aus ihren emotionalen Erinnerungen und wird dadurch authentisch in seiner Beschreibung von Kolonialismus und Rassismus. Der – laut Filmdienst – „in klaren Bildern und ruhigen Einstellungen einfühlsam erzählte Film“ ist eine melancholisch-sinnliche Untersuchung der französisch-afrikanischen Erfahrungen und der beschränkten Wahrnehmung der heranwachsenden Protagonistin.
Fr. 06.05.2022, 19:30 Uhr

Der Fremdenlegionär – Beau travail

FRA

1999

Claire Denis

Denis Lavant, Grégoire Colin, Michel Subor, Nicolas Dubauchelle

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Ein Trupp von Fremdenlegionären ist in der Nähe von Dschibuti stationiert; die Eintönigkeit zerrt an den Nerven der Männer, doch sie sind ihrem Offizier Galoup treu ergeben. Nur der junge Soldat Sentain stört Galoups Ordnung – der Offizier sieht in ihm immer mehr einen Rivalen, den es zu beseitigen gilt. Er unterstellt Sentain einen Disziplinarverstoß und setzt ihn in der Wüste aus, ausgestattet mit einem kaputten Kompass…
Macht und Männlichkeit unter heißer Sonne: Claire Denis porträtiert einen Protagonisten, der ins Extrem verfällt, der sich in eine Besessenheit hineinsteigert. Er herrscht über die Körper seiner Männer, die immer wieder bei ritualisierten Trainingseinheiten gezeigt werden: Denis inszenierte das soldatische Exerzieren angelehnt an den modernen Tanz. Für ihren Film ließ sie sich von Herman Melvilles Erzählung „Billy Budd“ inspirieren wie auch von Jean-Luc Godards DER KLEINE SOLDAT. Für die schweizerische Zeitung Le Temps „einer der besten Filme des Jahres“, für die Zeitung Libération „der körperlichste, bildstärkste Film von Claire Denis“.

High Life

FRA/DEU/USA/GBR/POL

2018

Claire Denis

Robert Pattinson, Juliette Binoche, André Benjamin, Mia Goth, Lars Eidinger

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Weit im Weltall, jenseits unseres Sonnensystems, leben Monte und seine Tochter Willow an Bord eines Raumschiffs. Sie sind die einzigen Überlebenden einer Crew aus verurteilten Schwerverbrechern, die sich mit der Mission ohne Rückkehr von ihren Strafen freikaufen konnten – und an Bord mit Experimenten der wahnsinnigen Reproduktionswissenschaftlerin Dibs gequält wurden. Völlig losgelöst nähern sich Vater und Tochter dem ultimativen Ziel – einem Schwarzen Loch.
In ihrem ersten englischsprachigen Projekt verlegte sich Claire Denis auf das Science Fiction-Genre, in dem durch die Reise bei nahezu Lichtgeschwindigkeit nicht nur der Raum, auch die Zeit ungewohnt und unerklärlich wird. Denis erzählt in verschachtelten Rückblenden von Hoffnung und Wahnsinn und vom unbedingten Willen, fortzubestehen – ein komplex gestaltetes Kammerspiel, in dem Claire Denis Themen erforscht, die sie seit 30 Jahren begleiten, wie der Hollywood Reporter meint: „Verlangen und dessen fatalen Folgen, die Schönheit des Körpers und der Schaden, den wir ihm manchmal zufügen, das Leben von Ausgestoßenen, die am Rande unserer Welt leben, die warme und schwache Beziehung, die Eltern mit ihren Kindern haben können, Leidenschaft, Gewalt, Sex, Tod.“

Meine schöne innere Sonne

FRA/BEL

2017

Claire Denis

Juliette Binoche, Xavier Beauvois, Philippe Katerine, Josiane Balasko, Bruno Polydès, Gérard Depardieu

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Die Künstlerin Isabelle lebt in Paris, ist von Freunden und Bekannten umgeben, erntet für ihr Schaffen Anerkennung und Erfolg. Doch sie ist allein, denn in Liebesdingen hat sie Ansprüche, die kein Kandidat erfüllen kann. Die Affären, die sie eingeht, lassen sie unbefriedigt zurück – ein Bankier will für sie seine Familie nicht verlassen, ein Schauspieler ergeht sich nach einer gemeinsamen Nacht in Selbstvorwürfen, ihr Ex-Mann passt nicht mehr zu ihrem Leben. Und weitere Beziehungen ersticken in Isabelles Selbstzweifeln.
Claire Denis inszeniert eine romantische Komödie – auf ihre Art: Ein Film der inneren Gefühle, die sich im Handeln ihrer Protagonistin ausdrücken, eine Dramaturgie des Rhythmus, die den Reigen an Liebhabern choreografiert. Juliette Binoche lässt in der Darstellung der Isabelle Verletzlichkeit ebenso wie Eigenständigkeit spüren: „Es gibt keinen Film der letzten Jahre, in dem sie schöner, verspielter, nachdenklicher, selbstironischer, wütender, verzweifelter, lustiger und trauriger, kurz: faszinierender gewesen ist als hier.“ (FAZ)

Nénette & Boni

FRA

1996

Claire Denis

Grégoire Colin, Alice Houri, Jacques Nolot, Valeria Bruni Tedeschi, Vincent Gallo

Die Geschwister Nénette und Boni wachsen nach der Scheidung ihrer Eltern getrennt auf. Als 19jähriger Fabrikarbeiter trifft Boni in Marseilles seine 15jährige Schwester wieder: Sie ist aus dem Internat geflohen – und schwanger. Die Schwangerschaft von Nénette eröffnet bei dem älteren Bruder, der sich bisher sein lebhaftes Liebesleben lediglich herbeifantasiert hat, eine neue Welt und ruft Gefühle für Geborgenheit und Liebe in ihm hervor.
Claire Denis’ Film über ein Geschwisterpaar und dessen Vergangenheit ist ein sinnlicher Streifzug durch Marseille. Untermalt von der eindringlichen Musik der Tindersticks entwickelt das Drama neben all der aufrüttelnden Tragik eine intensive Zartheit und tröstliche Sanftheit. Der Film wurde in Locarno 1996 mit dem Goldenen Leoparden ausgezeichnet.
Die Regisseurin Claire Denis ist Thema des 19. Mannheimer Filmseminars, das vom 14. bis 16. Januar 2022 stattfindet.

Stars at Noon

FRA

2022

Claire Denis

Margaret Qualley, Joe Alwyn, Benny Safdie, Danny Ramirez, John C. Reilly

Die junge amerikanische Journalistin Trish sitzt ohne Pass in Nicaragua fest, während sich die politische Lage zuspitzt. In der Hoffnung auf Hilfe schläft sie mit einflussreichen Männern, die ihr aber wegen ihrer regierungskritischen Artikel die Unterstützung verweigern. An der Hotelbar trifft sie auf den britischen Geschäftsmann Daniel. Sie beginnen eine leidenschaftliche Affäre, planen die gemeinsame Flucht nach Costa Rica. Doch Daniel hat Geheimnisse, die noch größere Gefahren bergen…
Claire Denis – die bei unserem Filmseminar 2022 ausführlich gewürdigt wurde – lässt in dem fesselnden Erotikthriller ihre Figuren in einem verhängnisvollen Labyrinth aus Verführungen, Lügen und Intrigen verlieren. Ausgezeichnet mit dem Grand Prix in Cannes.

Trouble Every Day

FRA/DEU/JAP

2001

Claire Denis

Vincent Gallo, Tricia Vessey, Béatrice Dalle, Alex Descas, Florence Loiret, Nicolas Duvauchelle

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Dr. Shane Brown und seine Frau June reisen aus Amerika nach Paris: Es sind ihre Flitterwochen, aber eigentlich will Dr. Brown einen Kollegen, den Neurowissenschaftler Dr. Léo Sémeneau, und dessen Frau Coré aufsuchen – für sie hat er einmal geschwärmt. Dr. Sémeneau hat seine große Karriere aufgegeben, um nun möglichst unauffällig zu praktizieren – er hat sich in einem Haus am Stadtrand verbarrikadiert, wo er Coré täglich einsperrt. Doch gelegentlich gelingt ihr ein Ausbruch, dann sucht sie Männer für Sex – um sie anschließend zu töten.
Claire Denis erzählt von Obsessionen und Trieben, denen ihre Protagonisten ausgeliefert sind: Blutdurst und Sexuallust treffen auf unerbittliche, unerschütterliche Liebe in diesem Vampirfilm der ganz eigenen Art: Horror in reduziert-betörender Bildsprache, erotisch-sinnliches Psychodrama zur Musik der Tindersticks. Denis erzählt von Liebes- und Todestrieb, von Verführung und Zerstörung – ihr Film hat im Lauf der Jahre als Genreklassiker Kultstatus erreicht und nun, über 20 Jahre nach seiner Cannes-Premiere, erstmals einen deutschen Kinostart erhalten.

Notre Corps

FRA

2023

Claire Simon

Eine Teenagerin sitzt im Sprechzimmer; sie ist schwanger, ihr Freund hat sie verlassen – was soll sie tun? Claire Simons Dokumentarfilm schaut sich in einer gynäkologischen Klinik in Paris um: Szenen von Geburten und Krebsdiagnosen, von Beratungsgesprächen zu Endometriose und zur Hormontherapie für eine ältere Trans-Frau – ein zunächst beobachtender, später immer persönlicherer Film über das, was es bedeutet, in einem weiblichen Körper zu leben. NOTRE CORPS bündelt Erfahrungen, von denen man glaubt, man sei damit alleine; er macht Strukturen sichtbar, wo man Nöte für individuell hält; er zeigt, wie sehr Dinge, über die man sich nicht zu sprechen traut, eine gesellschaftliche Dimension haben.

The Goddess Of 1967

AUS/HK

2000

Clara Law

Rose Byrne, Rikiya Kurokawa, Nicholas Hope, Elise McCredie

Nach langer Suche findet ein junger, attraktiver Japaner im Internet ein pinkfarbenes Exemplar seines Traumautos: einen Citroën D.S.. Als er jedoch den Besitzer des auch „Göttin“ („déesse“) genannten Oldtimers aus dem Jahre 1967 in Australien aufsucht, findet er nur seinen erschossenen Leichnam vor. Eine blinde, junge Frau, die sich als Verwandte des Verstorbenen ausgibt, hilft ihm weiter. Die von ihr angebotene Probefahrt wird zu einem Fünf-Tage-Trip quer durch das Outback Australiens. Eine Reise auch in die leidvolle Familiengeschichte der jungen Frau, in deren Leben die „Göttin“ immer zugegen war, wenn ihr etwas zustieß. Die Regisseurin Clara Law veränderte die Farbintensität des Films und verwandelte so das australische Outback in eine surreale Landschaft. Sie ist ein Spiegel des Unbewussten der beiden einsamen Menschen. Die intensive Bildersprache löst einen befremdlichen Fluss an Assoziationen aus und betont die schwebende Melancholie des Filmes. „Sehr persönlich, oft rätselhaft, ein Trip jenseits der Gesetze der Logik von Hollywood.“ (Bayrischer Rundfunk) „der erstaunlichste Film des Wettbewerbs von Venedig“ (Le Temps)

Eine Frauensache - Une Affaire De Femmes

Frankreich

1988

Claude Chabrol

Isabelle Huppert, François Cluzet, Marie Trintignant

Claude Chabrol verfilmt das authentische Schicksal der Marie-Louise Giraud, die am 30. Juli 1943 als letzte Frau in Frankreich mit der Guillotine hingerichtet wurde. Die Wäscherin aus Cherbourg hatte 27 illegale Abtreibungen vorgenommen, Zimmer an Prostituierte vermietet und zudem uneheliche Liebesverhältnisse gepflegt. Obwohl auf Abtreibung zu dieser Zeit „nur“ eine Strafe von 10 Jahren Haft stand, berief das Vichy-Regime ein Sondergericht ein, um an Marie-Louise Giraud als „Mörderin des Vaterlandes“ ein Exempel zu statuieren. Ein packendes Drama über Abtreibung, Emanzipation und die Doppelmoral der Gesellschaft unter der Vichy-Regierung mit einer grandiosen Isabelle Huppert. „… ein atemberaubend gelungener Film, sicher einer der besten Chabrols, glasklar konstruiert, aufregend gespielt/inszeniert.“ (epd-Film)

Der letzte der Ungerechten

FRA/AUT

2013

Claude Lanzmann

Benjamin Murmelstein hat das Ghetto Theresienstadt, einen Ort des Grauens und des Todes, überlebt. Als Judenältester in Theresienstadt war er aber höchst umstritten, arbeitete er doch eng mit den Nazis zusammen, allen voran mit dem SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann. Claude Lanzmann, Regisseur der monumentalen Holocaust- Dokumentation "Shoah", widmet Murmelstein nun einen Film: "Der Letzte der Ungerechten". 1975 hatte er den Rabbiner eine Woche lang interviewt, die Aufnahmen aber nie veröffentlicht. Darin gibt er Murmelstein Gelegenheit, sich zu den Kollaborationsvorwürfen zu äußern. Außerdem reiste Lanzmann ins heutige Terezín oder nach Wien, um dort nach Spuren aus der Nazizeit zu suchen. Zusammen mit alten Filmaufnahmen und Fotos hat Lanzmann ein umfassendes Werk geschaffen, in dem es um die wichtige Frage geht: War Murmelstein Held oder Verräter?

Sobibor, 14 Octobre 1943, 16 Heures

F

2001

Claude Lanzmann

Claude Lanzmann ist der Regisseur der großen Holocaust-Dokumentation „Shoah“, die seit ihrer Uraufführung 1985 als ein grundlegendes Werk betrachtet wird und auf zahlreichen Festivals ausgezeichnet wurde. Sein neuer Film SOBIBOR schildert den einzigen erfolgreichen Aufstand in einem Konzentrationslager der Nazis, indem er den Erzählungen von einem der Aufständigen folgt und sich dabei auf dessen lebendiges Wort verläßt. „Ausgehend von einem Gespräch, das mir Yehuda Lerner 1979 gewährt hatte, als ich SHOAH drehte, entstand der Film SOBIBOR, 14 OCTOBRE 1943, 16 HEURES – Ort, Tag, Monat, Jahr, Stunde des einzigen jemals gelungenen Aufstands in einem Vernichtungslager der Nationalsozialisten. In der Landschaft und an den Orten von heute, die immer noch dieselben wie damals sind, hat David, der nicht Gewalttätige, den ersten tödlichen Schlag geführt; er ist der Herold eines mythologischen Films und Meister einer sich steigernden Spannung bis zum letzten Bild, bis zu dem Augenblick, in dem die menschliche Ordnung wieder in Kraft tritt und wieder Freiheit herrscht.“ (Claude Lanzmann) Um den Film zu realisieren, folgte Lanzmann den Spuren Yehuda Lerners. Er fuhr nach Polen, nach Weißrußland und nach Sobibor, wo er zuletzt vor zwanzig Jahren gewesen war. Er fand den Bahnhof noch heruntergekommener vor als damals. Seine Rampe, auf der mehr als zweihundertfünfzigtausend Juden entladen wurden, dient nunmehr dem Verladen von Holzstämmen. Ein kleines Museum und die Synagoge von Wlodawa erinnern vage an die Greueltaten der Vergangenheit.

Ein glückliches Jahr

ITA/FRA

1973

Claude Lelouch

Lino Ventura, Françoise Fabian

Am Silvesterabend 1973 wird Simon vorzeitig aus der Haft entlassen. Sein Start ins neue Jahr führt ihn zu seiner alten Flamme Françoise. Ihre gemeinsame Begeisterung für erlesenen Schmuck hat die unterschiedlichen Charaktere einst zusammengebracht und aus der Antiquitätenhändlerin eine Juwelenräuberin gemacht. Nach sechs Jahren wieder frei, stellt er fest, dass seine Liebste sich emanzipiert hat…
„Eine raffiniert ausgetüftelte Erzählstruktur führt durch ein spannendes, amüsantes Geflecht von Einfällen, Pointen, Bezügen und Episoden, durch eine schön verrückte Geschichte“, schreibt DIE ZEIT.
Referenten: R. Schmidt und A. Metraux

La Boum

FRA

1980

Claude Pinoteau

Sophie Marceau, Claude Brasseur, Brigitte Fossey, Denise Grey

Einer der größten Kinohits der 1980er und das Debüt von Sophie Marceau, die als Dreizehnjährige sofort zum Filmstar wurde: LA BOUM – DIE FETE ist ein Klassiker, so zeitlos wie die Irrungen und Wirrungen des Heranwachsens und das himmelhoch Jauchzende und zu Tode Betrübte der Gefühle. Erfrischend, einfühlsam und realitätsnah bringt der Film die Tragikomödie der Pubertät auf den Punkt: Eine Feier der Jugend und ein sensibler Blick auf das Miteinander (und Gegeneinander) verschiedener Generationen.

Die dreizehnjährige Vic ist bereit für ihre ersten Erfahrungen mit Jungs – und lernt tatsächlich mit Mathieu ihre erste große Liebe kennen. Doch die Vorfreude auf die große Fete mit Schummerlicht und Schmusetanz wird getrübt, weil es Mathieu nicht allzu ernst zu meinen scheint, und als die Ehe ihrer Eltern wegen verschiedener Seitensprünge kriselt, findet sie bei ihrer Urgroßmutter Zuflucht vor dem Teenager-Gefühlschaos. 

Einführung: Cosima Besse, Institut français Mannheim

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