Kurz nachdem seine Freundin Ingrid ihn verlassen hat, wird der 30jährige John von zwei jungen, attraktiven Nachbarinnen angesprochen. Ob er ihnen wohl helfen könne, einen Schrank umzustellen? Doch kaum hat sich ihre Wohnungstür hinter John geschlossen, machen Anne und Kim ihm unverhohlen Avancen, denen der einsame junge Mann nach kurzem Zögern nur allzu gern nachgibt: Das mysteriöse, erotische Spiel entwickelt sich sukzessive zum psychologischen Horror-Thriller. Nach seiner Uraufführung in Venedig sorgte NACHBARN wegen seiner drastischen Bilder für heftige Diskussionen. Sein Film JUNK MAIL brachte Sletaune 1998 in Variety die Ernennung zu einem der „10 viel versprechendsten Regisseure weltweit“ ein. (also ab 18 Jahren).

Familienfotos und –filme, Tagebuchaufzeichnungen, Briefe und die Krankenberichte – das ist alles, was von Alina Marazzis Mutter übrig geblieben ist. Als Alina sieben war, beging ihre Mutter, gequält von Depressionen, Selbstmord.Warum hat sie ihre Tochter so früh verlassen? Sa 15.07., 19.30 Uhr mit einer Einführung ins Thema durch Frau Dr. Barbara Alm, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit. (also ab 18 Jahren)

Godards NOTRE MUSIQUE ist ein filmisches Triptychon, wie Dantes »Göttliche Komödie« in Hölle, Fegefeuer und Paradies eingeteilt. Im ersten Teil erleben wir ein zehnminütiges, apokalyptisches Bild- und Tongewitter: Assoziative Spielfilmfetzen und Dokumentaraufnahmen, durchsetzt mit verbalen Kommentaren und Musik. Der Mittelteil spielt in Sarajevo und Mostar, zeigt die sichtbaren Spuren des Krieges und lässt die unsichtbaren erahnen. Zuletzt tritt Olga, die sich opfernde Heldin des Films, ins Himmelreich ein. Godard, der letzte noch lebende Klassiker der filmischen Moderne, ist sich treu geblieben: Als unbestechlicher Erneuerer und Verweigerer innerhalb einer weithin korrupten Branche. (also leider ab 18 Jahren)

Sie wog nur noch 34 Kilo, ein lebensgefährlicher Zustand. Doch Kari Iveland hatte Glück: Sie überlebte die Magersucht. 18 Jahre später blickt die Sängerin zurück auf ihren langen, schmerzvollen Weg. Mit einer Einführung durch Frau Dr. Edeltraud Tilch-Bauschke, Ärztin für psychotherapeutische Medizin und Psychoanalytikerin. (also frei ab 18 Jahren)

Auch die Schweiz ist ein Einwanderungsland und das Schweizerwerden nicht so einfach. Nina, Französin, will zu ihrem Freund Maurizio nach Genf ziehen. Doch der ist bereits verheiratet, allerdings nur zum Schein. Was liegt da näher, als selbst eine Scheinehe einzugehen – mit Arno, Maurizios Freund. Beide sind Tontechniker und leben in einem besetzten Haus. Doch ihre Einstellungen zum Leben sind recht unterschiedlich. Maurizio vertritt die freie Liebe, Arno ist Asket: „Kein Kaffee, kein Fernsehen, kein Sex“. Als er eines Morgens mit einer Kaffekanne aus seinem Zimmer kommt, wird Mitbewohnerin Alice aufmerksam. PAS DE CAFÉ, PAS DE TELÉ, PAS DE SEXE verschiebt das Subgenre der Greencard-Komödie in einen Bereich, in dem die Ehe nicht mehr heilig ist und andere Werte zählen. Darüber hinaus ist der Film auch eine komödiantische Beziehungsstudie unter Genfer Hausbesetzern, die auf die 30 zugehen.

Vor elf Jahren besuchte der Fotograf Steven Sebring sein erstes Patti-Smith-Konzert. Ihr Auftritt beeindruckte ihn so sehr, dass er die Rocksängerin bat, sie fotografieren und filmen zu dürfen. Aus dem, was anfangs durchaus experimen­tellen Charakter besaß – Sebring verfügte zu diesem Zeitpunkt über keinerlei professionelle Filmerfahrung -, entwickelte sich eine filmische Langzeit­beob­achtung und ein sehr persönliches Biopic, dessen Aufnahmen Patti Smith selbst kommentiert. In Interviewsequenzen, Off-Kommentaren, Liedtexten und Anekdoten erzählt Patti Smith, was sie für wichtig hält, nennt Freunde, Inspirationen und Lebensstrategien beim Namen. Hier erscheinen die frühen Lektüren von William Blake, Edgar Allen Poe und Rimbaud sowie die privaten wie kreativen Freundschaften zu William S. Burroughs oder Allen Ginsberg fast wichtiger als die wiederholten Begegnungen mit Musikerkollegen wie Bob Dylan. Hierin steckt eine der Überraschungen dieses Porträts: Patti Smith präsentiert sich stärker als Dichterin, Beat-Literatin, Punk-Philosophin und politisch Engagierte denn als Rockstar auf der Bühne. Singen ist für sie nur eine Möglichkeit unter vielen, ihre Stimme einzusetzen.

Seit die Finanzkrise die westliche Welt in die Rezessionsangst gestürzt hat, blickt im Dschungel des freien Marktes niemand mehr durch. Ben Hopkins widmet sich in „Pazar“ der Ratlosigkeit gegenüber dem System: In der ostanatolischen Provinz ist der spitzbübische Mihram ein Händler der alten Schule. Seine kleinen Geschäfte reichen allerdings kaum, um seiner Familie ein stabiles Einkommen zu sichern. Als ihn eine Ärztin des lokalen Krankenhauses beauftragt, Medikamente in Aserbaidschan zu besorgen, wittert er seine Chance. Auch, wenn das Mantra des maximalen Profits in seinen traditionellen Vorstellungen bisher nicht verankert ist, macht er bald die Bekanntschaft mit dem “Kapitalismus“. „Pazar“ ist eine unaufdringliche Geschichte, die ihr großes Thema verblüffend ruhig, fast lyrisch angeht.

„Willkommen in meinem Gehirn. Dies ist meine Doku über die Welt in meinem Kopf. Es ist eine chaotische Welt, voll von Paranoia, Kreativität, Angst und Verlangen. Ich muss da jeden Tag kämpfen um herauszufinden, was real ist und was nicht. Vor zehn Jahren nach meinem ersten Schub begann ich mich zu filmen, weil ich die Leute wissen lassen wollte wie das ist mit Labeln ie ‘psychotisch‘, ‚schizophren‘ und ’schwerbehindert‘ herumzulaufen. Ich habe alles gefilmt, – Katatonie ebenso wie EKT (Elektrokrampftherapie).“ (John Cadigan) (also frei ab 18 Jahren)

Glasgow, Ende der 70er Jahre: Abfall droht die Reihenhäuser im Schatten der Wohnsilos zuzuwuchern, unergründlich dunkel treibt das Kloakenwasser eines Kanals vorbei. Gruppen von Kindern toben auf der Jagd nach Ratten durch die Straßen. Wer sich von den hier lebenden Sozialhilfeempfängern noch nicht aufgegeben hat, will nur noch weg. Für die Familie des zwölfjährigen James stehen die Aussichten eher schlecht. Der Vater versäuft die Stütze, die Schwestern nerven, nur die Mutter versucht, einen Anschein von Solidarität aufrechtzuerhalten. James, dargestellt von einem brillanten William Eadie, ist ein Außenseiter und Träumer. Zaghaft knüpft er Verbindungen, entwirft Utopien. „Und darum geht es in RATCATCHER: Was passiert mit einem Kind in dieser Umgebung? Kann sich sein menschliches Potential entwickeln oder nicht?“ (Lynne Ramsay) Mit sozialer, unpathetischer Genauigkeit und glaubhaften Charakteren aus Fleisch und Blut erzählt die Regisseurin in ihrem Erstlingswerk eine Geschichte, die ebenso nachvollziehbar wie überraschend bleibt. Dabei vertraut sie ausschließlich auf die Perspektive des Jungen, dessen fragender und verschlossener Blick den Zuschauer daran erinnert, wie sich Kindheit anfühlen kann. „Das britische Filmwunder geht in die nächste Runde.“ (tip, Berlin)

Seit dem Tod ihres Mannes gibt es für Lilia nur noch den Haushalt und ihre Tochter Salma. Salma ist jedoch beinahe erwachsen und gehorcht ihrer Mutter immer weniger. Eines Abends spioniert Lilia ihrer Tochter aus Angst, sie könne vom tugendhaften Pfad abkommen, nach. Als sie dabei in einen Nachtclub stolpert, fällt sie schockiert zuerst in Ohnmacht. Doch allmählich freundet sie sich mit den Bauchtänzerinnen an. Der Club übt einen immer größeren Reiz auf sie aus, bezaubert sie regelrecht, bis sie sogar selber beginnt, vor den Männern zu tanzen. Geschickt verbindet Raja Amari mit Lilia zwei sich eigentlich ausschließende Lebensformen: Tagsüber ist Lilia die pflichterfüllte Mutter, Nachts blüht sie als leidenschaftliche Tänzerin auf. Durch ihre Auftritte wird sich Lilia ihrer verdrängten Träume bewußt und entdeckt sich als Frau wieder. Sie beginnt sogar eine Affäre mit dem jungen Schlagzeuger der Clubband. ROTER SATIN – übrigens der Publikumsliebling auf der diesjährigen Berlinale – ist eine Hommage an die Lust zu leben und zu lieben; eine Ermutigung, Sehnsüchte wahr werden zu lassen. „Das ist die Geschichte einer Frau, die durch das Tanzen ihren Körper wiederentdeckt und so auch ihre Sexualität.“ (Regisseurin Raja Amari) „Ihr Film schwelgt in einem Rausch von Farbe, Licht und Musik.“ (Der Tagesspiegel)

Iguchi Seibei ist nach dem Tod seiner Frau auf sich gestellt und alleinerziehender Vater von zwei Kindern. Außerdem muss er seine demente Mutter versorgen. Da ihm noch der Ruf vorausgeht, ein perfekter Schwertkämpfer zu sein, erhält er den Auftrag zur Ermordung eines Kämpfers. Er schwankt zwischen Pflichterfüllung, die ihm den Tod bringen kann und seine Kinder zu Waisen werden läßt, und einer Ablehnung des Auftrags, die ihn und seine Familie in Schmach, Schande und Armut stürzen wird. Er entschließt sich zum Kampf. SAMURAI IN DER DÄMMERUNG ist analog zu den Spät-Western ein später Samurai-Film, gewissermassen ein Abgesang auf die Helden und ihre Verherrlichung. Ein Film voller Ruhe und Überlegung, in den Kampfszenen aber explodiert er geradezu.