Anlässlich der Jubiläumsveranstaltung zur „Neuen Sachlichkeit“ in der Kunsthalle Mannheim präsentiert Cinema Quadrat e.V. vom 28. September 2024 bis zum 01. März 2025 ein eigenes abwechslungsreiches Programm zum „neusachlichen Kino der Weimarer Republik“ mit insgesamt 14 Filmen und einem Kurzfilmprogramm wobei alle stummen Filme mit Live-Musik illustriert werden. Hinzu kommen vertiefende Vorträge zu speziellen Themen von Filmhistoriker*innen und Kurator*innen sowie Einführungen den zu einzelnen Filmen.
Der von dem damaligen Kunsthallendirektor Gustav F. Hartlaub für seine Ausstellung der zeitgenössischen Kunst im Jahre 1925 gefundene Begriff der „Neuen Sachlichkeit“ wurde nicht nur prägend für eine Epoche in der Geschichte der bildenden Kunst, sondern wurde auch für parallelen Entwicklungen in der Architektur, der Literatur und des Films verwendet und beschreibt einerseits eine realistische und um sachliche Präzision bemühte Darstellung der Wirklichkeit, insbesondere häufig auch in Form einer kritischen Kommentierung der gesellschaftlichen Umstände und der sozialen Umwälzungen und ist im Bereich des Films andererseits eine bewusste Abkehr vom vorher vorherrschenden expressionistischen Film (z.B. „Das Kabinett des Dr. Caligari“ (2018) ) oder phantastischen Kino (u.a. „Nosferatu“ (1922) ).
Wie auch die Jubiläumsausstellung der Kunsthalle die damalige Ausstellung nicht einfach wiederholt, sondern kontextualisiert und weiterdenkt, präsentieren wir die Filme aus der Zeit aus der Sicht von heute mit tiefgründigen Vorträgen und mit Live-Musik von vielen sehr unterschiedlichen Musikern aus der Region, die die Filme mal klassisch, mal modern, mal sanft begleitend oder kritisch kommentieren begleiten.
Die 1920er-Jahre waren das Jahrzehnt der Frauen. Vom Wahlrecht bis zur Werbung, von der Arbeitswelt bis zum Kunstschaffen: In allen Lebensbereichen forderte die Neue Frau mehr Sichtbarkeit und Teilhabe. Das neue Medium Film bot ihr hierfür ein neues Betätigungs- und Erkundungsfeld. Dies veranlasste uns bei einigen Themen und Vorträgen die Frauen in der Epoche in den Vordergrund zu stellen, so mit den Themen „Die Neue Frau der 20er Jahre“ (am 14.12.2024), oder mit „Weibliche Experimente. Filmpionierinnen und die Avantgarde“ (am 11.01.2025) oder auch mit „Genderproblematik in der Weimarer Republik“ (am 01.02. 2025)
Wir beginnen am 28.09.2024 mit einem Überblick über das Kinogeschehen zwischen 1918 und 1933 unter dem Titel „Von Caligari zu Hitler“ von dem Filmkritiker Rüdiger Suchsland einer Kompilation mit vielen Film-Zitaten, die die einschneidenden gesellschaftspolitischen Veränderungen in der ersten deutschen Republik verdeutlichen und wir enden am 01.03. 2025 mit einer vergleichenden Betrachtung des Films Die Dreigroschenoper von G.W. Pabst (1931) mit der heutigen Inszenierung des Stücks von Bertolt Brecht und Kurt Weill am Nationaltheater Mannheim, die auch in der Spielzeit 2024/25 wiederholt aufgeführt wird. In diesem Fall haben wir im Kino die Dramaturgin des NTM Franziska Betz zu Gast.
Eine weitere Brücke schlagen wir zur Foto-Ausstellung zu „Sachlich Neu – Fotografien von August Sander, Albert Recher-Patzsch und Robert Häusser“ in den Reiss-Engelhorn-Museen in dem wir einen Dokumentarfilm über August Sander zeigen, der von dem Kurator der Ausstellung Dr. Claude Sui vorgestellt werden wird (15.01.2025)
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Person des Regisseurs G.W. Pabst, der als erster und die meisten der neusachlichen Filme schuf und dabei spätere Stars wie Grata Garbo und Louise Brooks entdeckte, der sich aber danach aber auch mit den Nationalsozialisten arrangierte und deshalb kritisch gewürdigt werden muss. Siehe: G.W. Pabst – Kollage eines widersprüchlichen Lebens am 21.12.2024.
Begleiten Sie uns bei einem vielgestalteten Rückblick in die Epoche der ersten Hochblüte des Deutschen Kinos.
Rechtsanwalt Beck scheint mehr mit der Arbeit als mit seiner Frau Irene verheiratet. Ihr Versuch, mit ihrem Verehrer, einem Kunstmaler, ihrem langweiligen Leben entfliehen, wird vereitelt. Nach einer rauschenden Nacht im Tanzlokal tritt erneut Ernüchterung ein. Ein weiterer Flirt mit einem Boxer leitet schließlich die Ehescheidung ein…
Eine Geschichte einer Ehe, eine Geschichte von Vernachlässigung, von Männern, die sich wegducken, eine Geschichte von einer Frau, die mehr sein will als die Frau zuhause: Pabst inszeniert mit ABWEGE ruhig beobachtend eine Ehekrise, ohne moralisch zu verurteilen. Und führt mitten hinein in die „Goldenen Zwanziger“, mit pulsierendem Nachtleben und modernen (und modischen) Frauenfiguren.
Einführung: Harald Mühlbeyer
Stummfilm mit Livemusik von Alexandra Lehmler (Saxophon) und Apollonio Malello (Klavier)
Eintritt: 15 € regulär/ 12 € ermäßigt / 10 € Mitglieder
Einführung: Dr. Peter Bär
Stummfilm mit Livemusik von Laurent Leroi (Akkordeon)
Eintritt: 15 € regulär/ 12 € ermäßigt / 10 € Mitglieder
Dieser experimentelle Dokumentarfilm ist eine Feier der Großstadt: Der Film zeigt einen Tag im Leben der Hauptstadt Berlin, von den leeren Straßen am Morgen bis zu den Vergnügungen des Abends. Er zeigt Arbeiter und Schulkinder, Angestellte und Mannequins und Bettler, zeigt Züge, Autos, Straßenbahnen, zeigt den Schlachthof und die Fabrik, den Wannsee und den Zoo – er zeigt eine Stadt, die in den 1920er Jahren einen enormen Aufschwung erlebte, gibt Einblicke in Lebens- und Arbeitsverhältnisse. Er zeigt Berlin als lebenden Organismus.
In seinem dokumentarischen Kunstwerk lässt Walther Ruttmann die Möglichkeiten von Kamera und Filmmontage auf den Rhythmus der Großstadt treffen und lässt die Bilder zu einer Sinfonie verschmelzen.
Stummfilm mit Livemusik vom Filmorchester Kabelberg: Jakob Dinnebier (Schlagwerk), Paul Janoschka (Klavier), Christopher Scheuer (Live-Elektronik), Philipp Ludwig Stangl (Sounddesign)
Eintritt: 15 € regulär/ 12 € ermäßigt / 10 € Mitglieder
Gesunder Körper in gesundem Geist: Ausgehend von der Massensport- und Naturalismus-Bewegung der 1920er Jahre propagiert WEGE ZU KRAFT UND SCHÖNHEIT die Wiederaneignung eines Körperideals nach dem Vorbild der Antike. Pflege, Gymnastik, Sport, Tanz werden filmisch gefeiert, wenn der nackte oder wenig bekleidete menschliche Körper in stilisierten Dokumentarszenen gezeigt wird. Dieser gesellschafts- wie filmhistorisch bedeutende Klassiker des Ufa-Kulturfilmes weist zugleich voraus auf den nationalsozialistischen Körperkult – als Statistin tritt Leni Riefenstahl in einer Tanzgruppe auf.
Jahrelang war der Film nur zensiert verfügbar; wir zeigen die wissenschaftlich rekonstruierte, digital restaurierte Fassung.
Ein Film aus dem Bestand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung (www.murnau-stiftung.de) in Wiesbaden.
Doppelprogramm mit den Filmen „Menschen am Sonntag“ (1930, 74 Min.) und „Asphalt“ (1929, 85 Min.)
In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg begann sich international ein neuer Frauentypus durchzusetzen, der stark über die Medien vermittelt wurde. In einem Vortrag stellt Dr. Annette Dorgerloh von der Humboldt-Universität Berlin diese sogenannte „neue Frau“ vor, die zwischen neusachlicher Darstellung junger, berufstätiger Frauen („Menschen am Sonntag“) und dem gefährlichen Vamp („Asphalt“) oszillierte.
Eintritt: 20 € regulär/ 15 € ermäßigt / 13 € Mitglieder
In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg begann sich international ein neuer Frauentypus durchzusetzen, der stark über die Medien vermittelt wurde. Die sogenannte „neue Frau“ der Zwanziger Jahre zeichnete sich durch Jugendlichkeit, Selbstbewusstsein und einen veränderten Habitus aus, der über Bubikopf und Charlestonkleid weit hinausging.
Die ausgewählten Filme zeigen wichtige Facetten dieses veränderten Frauenbildes, das zwischen neusachlicher Darstellung junger, berufstätiger Frauen („Menschen am Sonntag“) und dem gefährlichen Vamp („Asphalt“) oszillierte.
Referentin: PD Dr. Annette Dorgerloh, Wissenschftl. Mitarbeiterin HU, Berlin
Menschen am Sonntag
DEU 1930. R: Robert Siodmak, Edgar G. Ulmer. D: Erwin Splettstößer, Annie Schreyer, Brigitte Borchert, Wolfgang von Waltershausen. Stummfilm mit Livemusik. 74 Min. FSK: 0
Ein Klassiker des Kinos: Ein Wochenende in Berlin, ganz normale Menschen bei ihren ganz normalen Beschäftigungen zwischen Großstadthektik und Sonntagsausflug. Es geschieht wenig, und es geschieht doch sehr viel, wenn sich die Protagonist*innen begegnen, wenn sie streiten, flirten, Spaß haben. Durchsetzt von dokumentarischen Berlin-Aufnahmen, besetzt mit Laiendarsteller*innen, gelingt eine ganz eigene Wahrhaftigkeit bei dieser Schilderung des Lebens junger Leute in der Metropole: Eine konzentrierte Geschichte des Lebens an und für sich. Billie Wilder schrieb mit Robert und Curt Siodmak das Drehbuch, die Kamera führten Eugen Schüfftan und Fred Zinnemann – alle Hauptbeteiligten an dem Film setzten ihre Film-Karrieren nach Hitlers Machtübernahme in Hollywood fort.
Asphalt
DEU 1929. R: Joe May. D: Betty Amann, Gustav Fröhlich, Else Heller, Albert Steinrück, Hans Albers, Paul Hörbiger. 85 Min. Stummfilm mit Livemusik. FSK: 0
Der junge Polizeiwachtmeister Holk überführt Else Kramer, genannt Brillantenelse, des Diebstahls. Doch die weiß sich zu helfen, indem sie ihn in ihrer Wohnung verführt. Holk sieht von einer Anzeige ab, doch sein zweiter Besuch bei Else endet tragisch: Elses Freund, ein international gesuchter Gangster, greift Holk an und findet im Handgemenge den Tod. Holks Vater, ein altgedienter Hauptwachtmeister, sieht sich gezwungen, den eigenen Sohn als Mordverdächtigen zu verhaften…
Für seinen flirrenden Großstadtfilm ließ Joe May im Studio Babelsberg die Straßenzüge der Stadt nachbauen – die opulente Ausstattung, der gekonnte Einsatz von Kamera und Filmschnitt, die innovativen Bilder beeindrucken noch heute. „Ein künstlerischer Höhepunkt des späten Stummfilmschaffens in Deutschland.“ (Filmarchiv Austria)
Ein Film aus dem Bestand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung (www.murnau-stiftung.de) in Wiesbaden.
Der gebürtige Österreicher Georg Wilhelm Pabst (1885 – 1967) brachte es ab 1925 mit sozialkritischen Filmen in einem realistischen Stil, der später als Neue Sachlichkeit bezeichnet wurde, zu Ruhm und Ansehen – und drehte in der NS-Zeit für Goebbels zwei Filme. Dr. Dorothee Höfert gestaltet aus Bildern, Zitaten und Kritiken eine biografische Collage dieses großen und widersprüchlichen Filmkünstlers; Dauer: ca. 45 Minuten.
Wir zeigen die aktuellste rekonstruierte Fassung in analoger 35mm-Projektion.
Eintritt: 20 € regulär/ 15 € ermäßigt / 13 € Mitglieder
DIE FREUDLOSE GASSE war der erste großer Erfolg von Regisseur G.W. Pabst. Der gefeierte Film mit Greta Garbo, Asta Nielsen, Valeska Gert und Werner Krauß in den Hauptrollen gilt als wichtiger Film des sozialkritischen Realismus und begründete Pabsts Ruf als Meister der Neuen Sachlichkeit. In locker verwobenen Episoden führt die Geschichte in die Wiener Melchiorgasse während der Hunger- und Inflationsjahre nach dem Ersten Weltkrieg. Hier treffen Verlierer und Gewinner, Prostituierte und Geschäftemacher, Kuppler und Spekulanten aufeinander. Überkommene Moralbegriffe und brutaler Pragmatismus stehen sich in einem großartigen Bilderbogen von Armut und Verschwendung, Sexualität und Macht gegenüber, der von der zeitgenössischen Zensur aus politischen und moralischen Gründen nachhaltig gekürzt und verfälscht wurde.
Drei Kurzfilmprogramme; Referentin: Kristina Jaspers, Kuratorin der Deutschen Kinemathek Berlin:
Teil 1: „Kollaborationen: Frauen und der absolute Film“
Teil 2: „Bauhäuslerinnen und Celluloid“
Teil 3: Die experimentelle Dokumentarfilmerin Ella Bergmann-Michel
Eintritt: 20 € regulär/ 15 € ermäßigt / 13 € Mitglieder
Teil 1: „Kollaborationen: Frauen und der absolute Film“
Kurzfilmprogramm, ca. 33 Min.
Teil 2: „Bauhäuslerinnen und Celluloid“
Kurzfilmprogramm, ca. 15 Min.
Teil 3: Die experimentelle Dokumentarfilmerin Ella Bergmann-Michel
Kurzfilmprogramm, ca. 46 Min.
Referentin: Kristina Jaspers, Kuratorin der Deutschen Kinemathek Berlin
Die Filmavantgarde der 1920er-Jahre verstand sich als eine Art Experimentierlabor des Neues Sehens. Insbesondere der „absolute“, abstrakte Film stellte mit seiner Verbindung aus Malerei und Montage die Wahrnehmung in den Vordergrund. Während in der Weberei des Bauhauses Bilder und Teppiche aus Celluloid entstanden, arbeiteten Bauhäuslerinnen wie Lore Leudesdorff und Ré Soupault an wegweisenden Filmen wie Viking Eggelings SYMPHONIE DIAGONALE von 1924 oder Walter Ruttmanns OPUS IV von 1925 mit, ohne dass ihre Namen in den Credits erschienen. Die Künstlerin Ella Bergmann-Michel trennte sich vom Bauhaus und schuf in der Nähe von Frankfurt nicht nur originelle Collagen, Grafiken und Fotografien, sondern drehte auch eine Reihe experimenteller Dokumentarfilme mit sozialkritischem Anspruch und engagiert sich für den unabhängigen internationalen Avantgardefilm. Das Werk all dieser Filmemacherinnen gilt es neu zu entdecken. Kristina Jaspers präsentiert drei Kurzfilmprogramme mit begleitenden Vorträgen.
Prof. Dr. Claude W. Sui, Leiter des Forum Internationale Photographie an den Reiss-Engelhorn-Museen, wird über August Sander referieren sowie in die Ausstellung „Sachlich neu – Fotografien von August Sander, Albert Renger-Patzsch & Robert Häusser“ einführen, die vom 22.09.2024 bis 27.04.2025 im Museum Peter & Traudl Engelhornhaus (C4, 12, 68159 Mannheim) läuft.
In Kooperation mit den Reiss-Engelhorn-Museen
Eintritt: 15 € regulär/ 12 € ermäßigt / 10 € Mitglieder
Das Werk des Fotografen August Sander (1876 – 1964) hat die Fotografie- und Kunstgeschichte maßgeblich beeinflusst. Mit seinen Bildern hat er die Weimarer Republik wie kein anderer porträtiert. Reiner Holzemer stellt in seinem Film neben dem fotografischen Werk auch die Biografie Sanders in den Vordergrund.
Einfühung: Dr. Peter Bär
Eintritt: 15 € regulär/ 12 € ermäßigt / 10 € Mitglieder
Am Tag ihrer Konfirmationsfeier wird Thymian vom Gehilfen ihres Vaters, einem Apotheker, vergewaltigt und geschwängert. Nach Geburt ihres Kindes kommt sie ins Heim, wo ein grausam-sadistisches Regiment herrscht. Mithilfe des mittellosen Grafen Osdorff, einem Playboy, gelingt die Flucht, sie landet in einem Bordell der Großstadt. In diese neue Umgebung lebt sie sich schnell ein – doch dann stirbt ihr Vater. Durch das Erbe reich geworden, gerät sie in die Kreise des höheren Adels…
Die Verfilmung eines kolportagehaften Bestsellers wird durch Georg Wilhelm Pabsts Inszenierungskunst zu einem faszinierenden Filmklassiker: Beeindruckend fotografiert, erzählt er von sozialen Abgründen und gesellschaftlicher Doppelmoral. Louise Brooks, nach DIE BÜCHSE DER PANDORA aus demselben Jahr zum zweiten Mal unter Pabsts Regie zu sehen, offenbart sich erneut als eine der ikonischen Darstellerinnen der Filmgeschichte, die ganz tief fällt und sich nicht unterkriegen lässt.
Ein Film aus dem Bestand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung (www.murnau-stiftung.de) in Wiesbaden.
Wir zeigen den Film in analoger 35mm-Projektion.
Einführung: Erich Siebert
Eintritt: 15 € regulär/ 12 € ermäßigt / 10 € Mitglieder
Der späte Stummfilm, der bereits mit einigen Ton- und Dialogszenen ausgestattet ist, ist ein sozialkritisches Manifest gegen den scharfen Abtreibungsparagrafen 218: Hete Fent, schwanger, arbeitet als Büroangestellte in der Fabrik, in der auch ihr Verlobter Paul arbeitet. Ohne hohes Einkommen und ohne gemeinsame Wohnung wird es schwer, für das Kind zu sorgen, dennoch entscheiden sie sich für das Baby. Als aber Paul nach einem Streik entlassen wird, wird die Not zu groß. Hete will abtreiben – eine „Engelmacherin“ verabreicht ihr Cyankali…
Der Film, gedreht nach einem Theaterstück von Friedrich Wolf, ist ein starkes Plädoyer für den legalen Schwangerschaftsabbruch und blickt in der Tradition des Arbeiterfilms der Weimarer Republik auf die sozialen Umstände der Notlage eines jungen Paares.
Doppelprogramm mit „Mädchen in Uniform“ (1930, 83 Min.) und „Ich möchte kein Mann sein“ (1918, 44 Min.)
Referentinnen: Karola Gramann und Heide Schlüpmann, Filmwissenschaftlerinnen, Filmhistorikerinnen, Autorinnen
Eintritt: 20 € regulär/ 15 € ermäßigt / 13 € Mitglieder
In den 1920er Jahren kam, ohne dass der Begriff schon verwendet wurde, die Genderthematik erstmals auf. Travestien spielten den Wechsel von Geschlechterrollen in Komödien durch, und vorsichtig wurden auch die Lust und Nöte gleichgeschlechtliche Liebe thematisiert.
Mit den beiden Filmen ICH MÖCHTE KEIN MANN SEIN und MÄDCHEN IN UNIFORM schlägt das Programm einen Bogen vom Anfang der Weimarer Republik hin zu ihrem Ende.
Die Filmwissenschaftlerinnen Karola Gramann und Heide Schlüpmann stellen in Filmeinführungen und Publikumsgesprächen die Filme, die Thematik und die historischen Hintergründe vor.
Mädchen in Uniform
DEU 1931 R: Leontine Sagan. D: Hertha Thiele, Dorothea Wieck, Gertrud de Lalsky, Erika Mann. 83 Min. FSK: 12
Die 14jährige Halbwaise Manuela von Meinhardis kommt an ein Stift für höhere Töchter in Potsdam, in eine militärisch durchorganisierte Welt strengster preußischer Disziplin. Die Lehrerinnen sind rigoros im Umgang mit den jungen Frauen. Einzig Fräulein von Bernburg versucht, den Schülerinnen auch eine Freundin zu sein – ein Lichtblick für Manuela, die sich nur schwer dieser Welt ohne Wärme und Liebe unterordnen kann. Aus schwärmerischer Zuneigung wird Verliebtheit. Ausschließlich weiblich besetzt, beschreibt der Film das Leben im Internat als Metapher auf die vernichtende Macht des preußischen Disziplin- und Unterordnungsgeistes.
MÄDCHEN IN UNIFORM war eine der ersten filmischen Auseinandersetzungen mit lesbischer Liebe. 1933 von den Nazis verboten, wurde der Film international ein großer Erfolg, insbesondere wegen der hervorragenden darstellerischen Leistungen.
Ich möchte kein Mann sein
DEU 1918. R: Ernst Lubitsch. D: Ossi Oswalda, Ferry Sikla, Curt Goetz. 44 Min. Stummfilm mit Livemusik. FSK: 0
Die rebellische Ossi trinkt, raucht und spielt Poker. Dr. Kersten soll dem jungen Mädchen damenhaftes Verhalten beibringen, doch Ossi kontert die Erziehungsversuche mit einem gewagten Rollenwechsel: Sie lässt sich beim Herrenausstatter mit Frack und Zylinder einkleiden und besucht als Mann ein Nachtlokal. Dort trifft sie den ahnungslosen Kersten, mit dem sie sich den männlichen Vergnügungen hingibt. Dabei kommen sich beide näher.
Lubitsch spielt mit der Travestie; wie ist immer sein Thema auf der Ebene des subversiven Blicks auf die Geschlechterverhältnisse, Sexualität und Erotik angesiedelt.
Ein Film aus dem Bestand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung (www.murnau-stiftung.de) in Wiesbaden.
Mit einer Einführung zu dem Rechtstreit zwischen Brecht und der Produktionsgesellschaft des Films von Dr. Peter Bär
„Wie kann/muss man Brechts Dreigroschenoper heute inszenieren?“: Gespräch mit Franziska Betz, Dramaturgin am Nationaltheater Mannheim, zur aktuellen „Dreigroschenoper“-Inszenierung des NTM.
In Kooperation mit dem Nationaltheater Mannheim
Mit Sektempfang zum Ausklang der Filmreihe zur Neuen Sachlichkeit
Eintritt: 15 € regulär/ 12 € ermäßigt / 10 € Mitglieder
Filmadaption des Bühnenstücks von Bertolt Brecht (Text) und Kurt Weill (Musik) um den Gangster Macheath, genannt Mackie Messer, der Polly heiratet, und um den Konflikt mit deren Vater Peachum, dem Bettlerkönig von London. Pabst gelang ein Meisterwerk des frühen Tonfilms, eine Gangsterballade aus der Londoner Unterwelt, die 1933 schnell verboten wurde – dem nationalsozialistischen Filmnachwuchs allerdings „als Musterbeispiel für beste Kamera, beste Regie, beste Darstellung“ weiter vorgeführt wurde.
Brecht arbeitete zunächst am Film mit, seine zunehmend kapitalismuskritischen Drehbuchideen wurden freilich abgelehnt, die Arbeit wurde ohne ihn fortgeführt. Brecht und Weill verklagten daraufhin die Produktionsgesellschaft.
+49 621 – 21242
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Cinema Quadrat e.V.
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68159 Mannheim
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