Referentin: Sabine von Falkenhausen (Ludwigshafen)
Hirayama ist Toilettenreiniger in Tokio. Schweigsam und hingebungsvoll verrichtet er seine Arbeit. Sein Alltag ist genau strukturiert bis hin zum Musikhören und Bücherlesen. In den Arbeitspausen fotografiert er Bäume. Er scheint vollkommen zufrieden zu sein: Er folgt dem Rhythmus des Lebens zwischen Arbeit und privaten Ritualen. Dann taucht seine Nichte auf.
Wim Wenders wollte eigentlich eine Auftrags-Dokumentation über Tokios architektonisch erstaunliche Toilettenhäuschen drehen – daraus wurde dieser weltweit gefeierte Spielfilm. Die poetische und anrührende Meditation über die Schönheit der alltäglichen Dinge und die unendlich verschlungenen Pfade des menschlichen Lebens lief zwischen Darstellerpreis in Cannes und Oscarnominierung für Japan auch im Programm des IFFMH 2023.
Referentin: Sabine von Falkenhausen (Ludwigshafen)
Referentinnen: Gaby Brandner (Heidelberg), Astrid Gabriele (Dossenheim)
Sandra, deutsche Schriftstellerin, lebt mit ihrem französischen Mann Samuel und ihrem Sohn Daniel abgelegen in einem Chalet in den französischen Alpen. Dann wird Samuel tot aufgefunden. Unfall? Selbstmord? Mord? Der Polizei erscheinen die Umstände verdächtig, Sandra wird verhört und angeklagt, es beginnt ein aufreibender Indizienprozess. Strafverfolgung und Justiz bohren in das private, widersprüchliche, komplexe Beziehungsgeflecht zwischen den Eheleuten – Sandra Hüller arbeitet nuanciert alle Facetten ihrer Figur heraus. Gewinner der Goldenen Palme – erst zum dritten Mal für einen von einer Frau inszenierten Film.
Referent: Stefan Hinz (Wilhelmsfeld)
Eine Erotik-Tänzerin hat seit ihrer Kindheit eine Titanplatte im Kopf, wird zur Mörderin, nimmt auf der Flucht die Identität eines seit einem Jahrzehnt vermissten Jungen an und findet bei dessen Vater, einem Feuerwehrmann, Unterschlupf. Außerdem ist sie schwanger – von einem getunten Cadillac.
Der am ehesten mit dem Bodyhorror verwandte Genre-Mix erzählt von Flucht und scheinbarer Obhut als fantastischem Rausch, der Geschlechtsidentitäten ebenso vermengt wie Fleisch und Metall. Verstörend und provokant, spielerisch und wild erschafft Julia Ducournau ein absurdes, gendersprengendes Fantasydrama, das sich auf ganz eigene Weise mit Körperlichkeit, Weiblichkeit, Sexualität auseinandersetzt. Gewinner der Goldenen Palme – erst zum zweiten Mal für einen von einer Frau inszenierten Film.
Im Anschluss besteht die Möglichkeit zur Diskussion; Moderation: Dr. Gerhard Schneider
London, 3. September 1939. Soeben ist der Zweite Weltkrieg ausgebrochen; Sigmund Freud, im Exil lebend und schwer an Krebs erkrankt, lädt den Schriftsteller und Oxfordprofessor C. S. Lewis zu sich ein, vorgeblich, um sich über das Buch „The Pilgrim’s Regress“ auszutauschen. Tatsächlich aber geht es um Religion und Glauben – Lewis, früher überzeugter Atheist, ist zum Christentum übergetreten.
In dem fiktiven Treffen liefern sich zwei große Denker des 20. Jahrhunderts – der Vater der Psychoanalyse und der spätere Autor von „Die Chroniken von Narnia“ – einen kontroversen Diskurs über Liebe, den Glauben, die Zukunft der Menschheit und die für sie alles entscheidende Frage: Gibt es einen Gott? Dies vor dem Hintergrund des nahenden Todes von Freud, der Gräuel der Nazis – und der Bedürfnisse von Freuds Tochter Anna.
Referentin: Ilka Quindeau (Frankfurt)
In seiner Schilderung der sadomasochistischen Beziehung einer KZ-Überlebenden zu ihrem SS-Peiniger ebenso kontrovers wie meisterhaft: Im Wien des Jahres 1957 arbeitet der ehemalige SS-Offizier Maximilian Theo Aldorfer als Nachtportier in einem Hotel. Er gehört zu einem Geheimzirkel einstiger Kriegsverbrecher, die die Vertuschung ihrer Taten planen. Eines Tages erscheint die schöne Lucia im Hotel, die in Aldorfer ihren Peiniger erkennt: Schweigsam, gelehrig und stolz hatte sie sich als junge KZ-Inhaftierte während des Krieges den sexuellen Wünschen und Erniedrigungen von Sturmbannführer Aldorfer hingegeben. Heute würde ein Wort Lucias genügen, um ihn auffliegen zu lassen. Aber sie und Max lassen ihre Affäre wiederaufleben. Seine Altnazi-Kameraden freilich fordern ihren Tod.
Mit ihrer Rolle als Lucia feierte Charlotte Rampling ihren großen Durchbruch. In Italien wurde der subversive Skandalfilm, der die „Faszination des Bösen“ aus dem sexualpathologischen Aspekt betrachtet, seinerzeit verboten, was zu massiven Protesten von Stars wie Luchino Visconti sowie einem Streik der italienischen Filmindustrie führte.
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