Psychoanalytiker*innen aus der Region beleuchten einzelne Filme renommierter Regisseurinnen und Regisseure und reflektieren dabei Themen, Motive und Strukturen unter der Oberfläche der filmischen Erzählung. Die Referent*innen stellen ihre Sichtweisen zur Diskussion und treten mit dem Publikum in einen Dialog.
Unser Dank geht an Dr. Gerhard Schneider für die Konzeption und die Filmauswahl in Kooperation mit den Referent*innen.
Referentin: Ceren Dogan (Heidelberg)
Dr. Godwin Baxter ist Wissenschaftler – er baut Lebewesen zusammen. Zum Beispiel Bella, seine selbstgebastelte Tochter, ein kleines Kind in Erwachsenenkörper. Doch Bella lernt begierig, wird pubertär, dann erwachsen, nabelt sich ab, brennt mit dem charmant-verrufenen Duncan Wedderburn durch auf eine Reise durch die Kontinente.
Yorgos Lanthimos’ fabelhafte Frankenstein-Story über die Suche nach Freiheit, Lust und Selbstbestimmung ist einer der besten Filme der letzten Zeit: In einer viktorianischen Fantasywelt agiert eine hervorragende Besetzung – speziell Emma Stone –, geleitet von Lanthimos’ raffinierter, fantasievoller, überbordender Inszenierungskunst. Goldener Löwe in Venedig und vier Oscars!
Referentin: Sabine Ameskamp (Mannheim)
Anwältin Rita, überqualifiziert, aber unterrepräsentiert, bekommt einen ganz besonderen Job: Kartellboss Manitas del Monte will aus der Gangsterwelt aussteigen. Und nicht nur das: Er will so leben, wie er sich schon immer fühlt, nämlich als Frau.
Ein Gangsterfilm um eine Transfrau, noch dazu als Musical: Jacques Audiard, einer der großen Regisseure Frankreichs (EIN PROPHET; DER GESCHMACK VON ROST UND KNOCHEN; WO IN PARIS DIE SONNE AUFGEHT) gelingt ein überwältigender, stürmischer, tiefgründiger und durchweg überraschender Film, der mit Genreformen spielt und sein Thema der Selbstverwirklichung und Selbstermächtigung stets ernst nimmt. Auch wenn sich die Hauptdarstellerin durch reaktionäre Tweets selbst diskreditiert hat: Der Film ist ein gewaltiges Erlebnis!
Referentinnen: Gaby Brandner (Heidelberg), Astrid Gabriel (Dossenheim)
Nach der Musterung für den israelischen Militärdienst erfährt Joseph, dass er nicht der biologische Sohn seiner Eltern ist. Er wurde bei seiner Geburt mit Yacine, dem Sohn einer palästinensischen Familie aus dem Westjordanland, verwechselt. Das Leben der beiden Familien ist durch diese Entdeckung auf einen Schlag in Frage gestellt. Sie müssen ihre Identität, ihre Überzeugungen und ihre Feindbilder hinterfragen.
Abseits aller politischen Fragen geht es der französischen Regisseurin Lorraine Lévy um die persönliche Thematik einer brisanten Verwechslung: der besondere Hintergrund macht den palästinensisch-israelischen Identitätskonflikt zu einem Crashkurs in Sachen Toleranz: „sehenswerter und betont neutraler Beitrag zum Israel-Palästina-Konflikt mit einer bedenkenswerten übergreifenden philosophischen Fragestellung.“ (filmstarts.de)
Referentin: Soheila Kiani-Dorff, Offenbach
Im Schweiße seines Angesichts schuftet Rainer auf der Baustelle. Sein erster Job als Bauleiter ist die dringend benötigte große Chance. Die steigenden Mieten in der Stadt haben ihn, seine schwangere Frau und die 13-jährige Tochter Doreen bereits zum Umzug in ein renovierungsbedürftiges Häuschen im Umland gezwungen. Dort freundet sich Doreen mit dem Nachbarmädchen Mara an, deren Eltern so reich wie borniert sind. Doch Mara stachelt Doreen zu bösen Streichen an. Und Vater Rainer, der alles richtig machen will, wird auf der Arbeit degradiert und gedemütigt. Als ein älterer Mitarbeiter gefeuert werden soll, stellt sich Rainer gegen den neuen Vorgesetzten und wird unwillkürlich zum Anführer eines aufkeimenden Widerstands.
Regisseurin Mia Maariel Meyer beschreibt eine durch Kapitalismus entmenschlichte Welt, in der der Kampf für Gerechtigkeit und Integrität zur Zerreißprobe wird. Unaufhaltsam steigt der Druck, Hoffnungen werden zerschlagen, sozialer Aufstieg ist unmöglich. „Es ist schmerzhaft, mitzuerleben, wie sich die Wut in Rainer und Doreen immer mehr aufstaut. Die herrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse produzieren nichts als Abstumpfung, Lähmung oder eben Brutalität.“ (epd Film)
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