Film ist Kunst. Und kann als Kunst von Kunst erzählen, kann Kunst dokumentieren, kann Kunst (be)greifbar machen. Der Film und die Bildende Kunst befruchten sich schon immer gegenseitig, und schon immer können beide Kunstgattungen voneinander profitieren. Das Kino nimmt Bezug auf die Bildwelten der Kunstgeschichte; und in der zeitgenössischen Kunst ist das Einbeziehen von Fotographie und Film längst selbstverständlich geworden.
Bereits seit 2008 kooperieren Cinema Quadrat und Kunsthalle Mannheim mit der Veranstaltungsreihe „Film & Kunst“. Beide Kultureinrichtungen wählen gemeinsam Filme aus, die sich mit der Kunst, mit dem Leben und Werk von bedeutenden Künstlerpersönlichkeiten beschäftigen. Im Fokus steht der Dialog zwischen Kunst und Film. Cinema Quadrat und Kunsthalle Mannheim arbeiten die Berührungspunkte zwischen dem künstlerischen Werk der Protagonisten und der filmischen Bearbeitung des Themas heraus.
In Kurzvorträgen vor den Filmvorführungen werden die Verbindungen beider Gattungen deutlich.
Open Air-Vorstellung – bei schlechtem Wetter im Kinosaal
Einlass ab 20:30 Uhr – Eintritt: 10 € / 7 € erm. / 6 € Mitglieder Cinema Quadrat e.V.
Einführung: Dr. Dorothee Höfert, Kunsthistorikerin
Jackson Pollock begründete das Action-Painting: Bei ihm stand der Fertigungsprozess des Kunstwerks im Vordergrund – einige seiner Bilder schuf er mittels furioser, tänzerischer Bewegungen, bei denen er die Farbe aus einem Behälter auf die am Boden ausgebreitete Leinwand schleuderte. Ed Harris, der zugleich Regie führte und mit vollem Körpereinsatz die Hauptrolle übernahm, zeichnet mit seinem Spielfilm ein lebendiges Porträt dieses Künstlers des abstrakten Expressionismus, der Anfang der 50er Jahre zum Star avancierte und 1956 bei einem Autounfall ums Leben kam. Der Maler beeinflusste nicht nur die Kunst seines Heimatlandes, sondern auch die europäische Szene der Nachkriegsjahre.
Alkoholismus und psychische Probleme führten dazu, dass er viele seiner Werke selbst zerstörte. Der Film zeigt die zwiespältige Persönlichkeit des Malers, der seinen Erfolg nicht zuletzt seiner Lebensgefährtin Lee Krasner verdankt, die hervorragend von Marcia Gay Harden gespielt wird. Figuren wie die Sammlerin Peggy Guggenheim, der Kunstkritiker Clement Greenberg oder der Künstler Willem de Kooning vermitteln im Verlauf des Films ein wichtiges Kapitel der amerikanischen Kunstgeschichte – „mit viel Gespür, Hingabe und unaufdringlichen Bildern erzählt.“ (Spiegel)
Einführung: Anna Quintus, M.A., Kunsthalle Mannheim
Sie waren eines der berühmtesten Künstlerpaare des 20. Jahrhunderts: Gabriele Münter und Wassily Kandinsky. Ihre Werke finden sich in vielen Museen der Welt, ihr Leben und ihr jeweiliges künstlerisches Credo wurde und wird in vielen Ausstellungen und Publikationen gewürdigt. Zu Lebzeiten und bis in die 1980er Jahre lag die Aufmerksamkeit eher auf den Arbeiten von Wassily Kandinsky (1866 – 1944), der als Verfechter der abstrakten Kunst nicht nur im Kreis der Malergruppe „Der Blaue Reiter“ Weltruhm erlangt hat. Längst gilt auch das Werk der Schülerin und langjährigen Lebenspartnerin Kandinskys und schließlich selbstbewussten Malerin Gabriele Münter (1877 – 1962) als bedeutendes Zeugnis der Umbrüche in der Kunst des frühen 20. Jahrhunderts. Regisseur Marcus O. Rosenmüller widmet sich in seinem Spielfilm der komplizierten und für Münter zunehmend verletzenden Beziehung der beiden Persönlichkeiten. Auf Basis ihres umfangreichen Briefwechsels ist ein stimmungsvolles Biopic entstanden, das den Schwerpunkt auf ihr schwieriges Leben als Künstlerpaar in einer von Konventionen geprägten Epoche legt.
Einführung: Christiane Wichmann, M.A., Kunsthalle Mannheim
Die Bilder des südafrikanischen Fotografen Ernest Cole (1940 – 1990) gingen 1967 um die Welt: In seinem Fotoband „House of Bondage“ führte er der Weltöffentlichkeit die rassistische Realität des brutalen Apartheid-Regimes in seinem Heimatland Südafrika vor Augen. Cole war ein Jahr zuvor ins Exil nach New York gegangen, um dort seine Fotos veröffentlichen zu können – in Südafrika wurde der Bildband sofort nach Erscheinen verboten. Er dokumentierte auch in den USA die anhaltende Rassendiskriminierung. Doch er und seine Fotos gerieten in Vergessenheit, er selbst lebte zeitweise als Obdachloser und starb 1990 im Alter von nur 49 Jahren in New York. Raoul Peck – Oscar-nominiert für I AM NOT YOUR NEGRO – rekonstruiert Coles Lebenswerk, das lange als verloren galt; erst 2017 wurden in einem schwedischen Banksafe 60.000 Fotonegative wiederentdeckt. Der Film holt eine verlorene Stimme aus der Vergangenheit zurück und porträtiert in dynamischer Montage den engagierten, beeindruckenden Foto-Künstler. In Cannes als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet!
Einführung: Nina Pfister, Kunsthistorikerin
Der Architekturstudent Ernst Ludwig Kirchner (1880 – 1938) gehörte zu den Rebellen der zeitgenössischen Kunstszene, als er 1905 zusammen mit seinen Freunden in Dresden die Künstlergemeinschaft „Brücke“ gründete. Der Film folgt den Spuren des bedeutenden expressionistischen Malers an den Orten seines Lebens; kurze, nüchterne Spielszenen vermitteln anschaulich, wie Kirchner zu seinen Motiven fand, in welcher hochgestimmten Verfassung seine Landschaften, seine Aktdarstellungen und seine Porträts entstanden. Die raschen, genialen Skizzen und Zeichnungen, die er fast pausenlos in mitgeführten Notizbüchern festhielt, durchziehen den Film wie ein roter Faden. Die produktivste Phase des Künstlers, der auch Holzschnitte und Skulpturen schuf, endete mit dem Ersten Weltkrieg. Schwerkrank und seelisch angeschlagen ließ er sich mit Erna Schilling, Modell und Vertraute, in Davos nieder. Von den Nationalsozialisten als „entartet“ diffamiert, nahm er sich dort in Sorge um seine weitere Existenz am 15. Juni 1938 das Leben.
Einführung: Dr. Dorothee Höfert, Kunsthistorikerin
Ganz ruhig, fast wie in Zeitlupe, entfaltet Regisseur Mike Leigh in seinem Spielfilm-Künstlerporträt die Kamera-Bilder für die Betrachter und führt auf diese Weise angemessen in die atmosphärisch dichten Gemälde und Aquarelle des englischen Malers William Turner (1775 – 1851) ein. Der Film beginnt mit einer Landschaft im warmen Licht eines Nachmittags. Zwei Frauen spazieren gemächlich am Flussufer entlang und geben den Blick frei auf die massige Gestalt des Künstlers, der seine Umgebung – Wolken, Wasser, Felder – mit höchster Konzentration wahrnimmt und skizziert. Wir erleben seine bis heute faszinierenden Farbspiele auf Leinwand und Papier, die sich als Landschaften in Licht und Dunst, in Nebel und Dunkelheit lesen lassen, zugleich aber können sie als sinnliche Aussagen über das körperlose Licht begriffen werden, das in der Malerei in die Materialität von Farben übersetzt wird. Turners künstlerische Radikalität wurde von den Zeitgenossen teils gefeiert, teils als handwerkliches Unvermögen abgelehnt; sein Werk gilt heute als Meilenstein auf dem Weg in die Abstraktion des 20. Jahrhunderts.
Einführung: Dr. Dorothee Höfert, Kunsthistorikerin
Licht, ob natürliches oder künstliches, ist unser Alltag, es ist uns selbstverständlich. Dabei ist Licht zugleich die Basis unseres Lebens – ohne Licht gäbe es keinen Sauerstoff. Was aber ist Licht? Diese Frage stellen sich Künstlerinnen und Künstler seit Jahrhunderten, und zu diesem Phänomen gibt es unzählige naturwissenschaftliche Forschungen. In der Malerei wird das immaterielle Licht durch verschiedene Farbmaterialien dargestellt, die Bildhauerei beachtet das Spiel des Lichtes auf den Oberflächen von Skulpturen und Plastiken, und in unserer Zeit wird das Licht selbst zum Kunstwerk. Regisseur Thomas Riedelsheimer begibt sich in seinem Film auf die Suche nach dem Licht in die Hightech-Labore des Max-Planck-Instituts für Physik, er schaut der „Extreme Light Group“ der Universität Glasgow bei ihren Experimenten und Diskussionen zu, und er folgt der britischen Landart-Künstlerin Julie Brook bei ihren Annäherungen an die Wirkungen und die Magie des Lichts in der Natur. Licht, Raum und Zeit, Hochtechnologie und Natur, Wissen und Schönheit: „Tracing Light“ ist ein poetischer Film über unsere lichterfüllte Welt.
Einführung: Luisa Heese, stellv. Direktorin Kunsthalle Mannheim
Große und kleine Punkte aus Farbe und aus Licht, wohin man schaut – auf Leinwänden, auf Gegenständen, auf menschlichen Körpern: Das ist die Kunst von Yayoi Kusama (geb. 1929). Man kann sich ihrem faszinierenden malerischen Kosmos aus flirrenden, farbigen Punkten kaum entziehen. Längst hat sie durch ihre Polka Dots und „Unendlichkeits-Spiegelräume“ internationalen Kultstatus erreicht. Kusama erlernte traditionelle japanische Malerei, interessierte sich aber auch für westliche zeitgenössische Kunst. Sie besuchte die US-amerikanische Malerin Georgia O’Keeffe, auf deren Bilder sie zufällig in einem Buch gestoßen ist, verbrannte einen Großteil ihrer eigenen Bilder und brach 1958 nach New York auf. Seit ihrer Kindheit wird sie von Psychosen und Halluzinationen gequält. 1977 wies sie sich selbst in eine psychiatrische Klinik in Japan ein, wo sie bis heute lebt und arbeitet. „Ich gebe Dingen, vor denen ich Angst habe, eine Form – und wiederhole diese Form dann tausendfach“, erklärt sie. „Auf diese Weise verwandle ich unangenehme Gefühle in Affinität und kontrolliere die Angst. Das ist meine Kunst der Obsession.“
+49 621 – 21242
buero@cinema-quadrat.de
Cinema Quadrat e.V.
K1, 2
68159 Mannheim
Unser Kino nutzt Ökostrom der EWS Schönau!
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