Mitternachtskino: Das ist eine in den 1970ern aufgekommene neue Rezeptionsart für Filme, die alsbald zum „Kult“ wurden. Underground trifft Psychedelik trifft Trash trifft Avantgarde – in den Spätvorstellungen des Mitternachtskinos liefen Filme als Ereignis, die teils ironisch, teils staunend erlebt wurden. Zeitgenössische Werke, die teilweise nur für die Mitternachtsschiene entstanden sind, wurden ebenso gezeigt wie Billigwerke der Vergangenheit (die Wiederentdeckung Ed Woods!). Beim Mitternachtskino geht es nicht bloß um Filmkonsum, sondern das Filmerleben steht im Mittelpunkt.
Die Reihe „Mitternachtskino um halb zehn“ zeigt Filme, die in den Mitternachts-Vorführungen der 70er zum Kult wurden, vom Psychedelik-Trip mit EL TOPO über den Trash von PLAN 9 AUS DEM WELTALL bis zum Mysterium ERASERHEAD und zum Gag-Knaller KENTUCKY FRIED MOVIE. Den Abschluss bildet, im Open Air-Kino, Romeros Meisterwerk DIE NACHT DER LEBENDEN TOTEN.
Einführung: Harald Mühlbeyer
EL TOPO – eine Mischung aus Abenteuer und New Age, Horror und Western, surreal, ultrabrutal, spirituell und voller allegorischer Elemente, traf den Zeitgeist und wurde in der Post-Hippie-Szene zum Kult. Der Regisseur spielt den „Maulwurf“ ( = el topo) selbst. Mit seinem Sohn zieht er durch die Wüste. Als er an einen blutigen Schauplatz eines Massakers kommt, beschließt er, das sinnlose Töten zu vergelten, und legt sich mit Banditen an. Nachdem er mit den Handlangern abgerechnet hat, kastriert er den Drahtzieher. Seine Sklavin Mara nimmt El Topo mit auf seine Reise. Er zeigt ihr das Überleben in der Wildnis anhand von biblischen Beispielen. Doch Mara fordert von dem Kopfgeldjäger, sich mit den vier Meistern der Wüste zu messen…
Ein Italowestern, der zum philosophisch-surreal-esoterisch-psychedelischen Trip wird: „Wie kein anderer Film zuvor und danach präsentierte sich EL TOPO der Gegenkultur als spiritueller Initiationsritus (wenn nicht gar als eine Art dionysisches Blutbad): Er sprach ihre Vorliebe für alle Geheimnisvolle an und fand Bilder für ihre kollektive Paranoia.“ (J. Hoberman/J. Rosenbaum: Mitternachtskino. Kultfilme der 60er und 70er Jahre)
Einführung: Harald Mühlbeyer
Außerirdische sind besorgt, die Menschheit könnte mittels einer Solarbombe das gesamte Weltall vernichten. Zur Warnung wollen sie mit ihren außerirdischen Strahlen Tote zum Leben erwecken. Das Raumschiff landet auf dem Friedhof und lässt drei Verstorbene wiederauferstehen. Es kommt zu viel Hin und Her zwischen den Grabsteinen.
Der schlechteste Film aller Zeiten? Dieses Prädikat erhielt der Film bei seinen Wiederaufführungen in den Kino-Spätschienen der 70er. Auf jeden Fall ist er einer der interessantesten unter den vielen schlechtesten Filmen, die die Filmgeschichte hervorgestoßen hat! Der Film gilt als Trashklassiker, Ed Wood wurde zum Kultregisseur: unter anderem wegen der sichtbaren Drähte an den Ufo-Modellen, der wackelnden Grabsteine, der generell miesen Schauspiel-„Leistungen“ und nicht zuletzt wegen des schlechten Doubles des legendären Dracula-Darstellers Bela Lugosi, der schon vor (!) den Dreharbeiten verstorben war…
Einführung: Christian Scheuermann
ERASERHEAD beginnt wie ein tristes Proletarier-Melodram, dessen gewohnte Bezugspunkte jedoch nachhaltig „ver-rückt“ werden. Ein ungeschlachter junger Mann in finsterer Slumgegend wird von den Eltern seiner Freundin wegen einer Frühgeburt zur Heirat gedrängt. Es entwickelt sich die wohl bizarrste Vater-Kind-Beziehung der Filmgeschichte, denn das „Baby“ (eine Kreuzung aus Kalbsfötus und Allosaurier-Embryo) treibt die Mutter alsbald aus dem Haus. Inhaltsangaben oder Beschreibungsversuche vermitteln kaum etwas von der verstörenden Faszination des ersten Spielfilms von David Lynch, die er mit geringem Budget aus bizarren Bildern und intensiv drängendem Ton erzeugt. Ein Film, den zeitgenössische Kritiken schnell als geschmacklos und unerträglich abkanzelten, und der genau wegen dieser Qualitäten alsbald zum Kult wurde. Und es bis heute geblieben ist – er „hat über die Jahre nichts von seiner bizarren Schönheit, dieser elegischen Darstellung eines depressiven Schubs oder eines schlechten Trips eingebüßt.“ (Georg Seeßlen, epd Film 1993)
Einführung: Jost Henze
Eine Sketchparade der besonderen Art: Erstmals zeigte das Autoren-Trio Jim Abrahams – Jerry Zucker – David Zucker sein immenses Talent zu absurden Nonsens-Parodien, das dann u. a. zu DIE NACKTE KANONE führte. John Landis, der spätere BLUES BROTHERS-Regisseur, inszenierte den Film, der mit ungehemmter Lust am gekonnten Quatsch die Film- und Fernsehlandschaft inklusive Nachrichten, Werbung, Kung Fu persifliert; irgendwann stolpert auch Donald Sutherland durch den Film.
Für relativ geringes Budget unabhängig produziert, wurde der Film mit über sieben Millionen Dollar Einnahmen ein Überraschungserfolg – er wühlt sich quer durch die Popkultur, „witzig, schamlos, boshaft, durchgeknallt und unverwüstlich“ (Dirk Jaspers Filmlexikon). Kurz: Ein Kultfilm voll Highschool- und College-Humor als hochkonzentriertes Destillat aus Mad-Magazin, Mel Brooks, dem frühen Woody Allen und den britischen Monty Pythons – funktioniert mit seiner ausgelassenen Komik auch heute noch super!
Einführung: Harald Mühlbeyer
„They‘re coming to get you, Barbra!“ – Schon in den ersten Minuten beginnt der Horror. Mit ihrem Bruder besucht Barbra das Grab der Eltern, die Toten steigen aus der Erde, sie wird mit einem Schlag aus ihrem ruhigen, bürgerlichen Leben in die Hölle katapultiert. Allein und völlig verstört trifft sie auf Ben, Afroamerikaner. Sie fliehen in ein abgelegenes Farmhaus, das bald von den Untoten belagert wird…
George A. Romero kann als der Vater der Zombies angesehen werden. Mit DIE NACHT DER LEBENDEN TOTEN drehte er einen stilbildenden Schocker, der das Horrorgenre auf einen Schlag erneuerte, mit schrägen Kameraeinstellungen, klaustrophobischen Soundeffekten, suggestiven Licht- und Schattenspielen, bisher ungesehen blutigen Effekt-Szenen und radikaler Kompromisslosigkeit. Einer der besten und erschreckendsten Horrorfilme, in den 70ern ein Standard mitternächtlicher Vorführungen, gilt der Film zugleich als Ausdruck gesellschaftlicher Konfliktpunkte von Bürgerrechtsbewegung bis Vietnamkrieg. 1999 wurde er für seine kulturelle Relevanz von der Library of Congress der USA in die National Film Registry aufgenommen.
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